
Der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde - Ein kurzer geschichtlicher Überblick
von Heinrich Scholle
Der „erste“ Verein
Der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde bestand bereits in der Zeit von 1906 bis 1943. Anfang 1906 gab es Bemühungen, zunächst im Anschluß an den Lehrerverein des Untereichsfeldes eine heimatkundliche Vereinigung ins Leben zu rufen, wie der Duderstädter Rektor Philipp Egert am 17.2.1906 vermerkte. Schon in diesem Satz erkennen wir, daß wohl in erster Linie die Lehrer angesprochen wurden. Namhafte Eichsfelder Persönlichkeiten, allen voran Lehrer, wie Dr. Konrad Hentrich, Dr. Klemens Löffler, Prof. Strotkötter, der Priester und Assessor Philipp Knieb, griffen diese Ideen auf und verfolgten zielstrebig die Gründung eines solchen Vereines. Bereits am 3. Weihnachtstag des Jahres 1906 wurde in Leinefelde der erste Verein im Obereichsfeld gegründet. Die erste öffentliche Versammlung fand 1907 im Eichsfelder Hof in Heiligenstadt statt.
Am 30. Juni 1915 kam es zu einer Beratung, in deren Folge sich der ober- und der untereichsfeldische Verein zusammenschlossen. Dies war der besondere Wunsch des kurz zuvor verstorbenen Geistlichen Rates Philipp Knieb. Der obereichsfeldische Verein gab bereits die Zeitschrift „Unser Eichsfeld“ heraus. Diese Zeitschrift sollte ab 1.1.1916 auch die Zeitschrift für das Untereichsfeld sein. Herausgeber wurde Prof. Dr. Julius Jaeger aus Duderstadt. Im Jahre 1920 kamen weitere Persönlichkeiten in den Vorstand des Vereines. Dr. Johannes Müller wurde Vorsitzender im Obereichsfeld und Rektor Karl Wüstefeld war Vorsitzender der Gruppe Untereichsfeld. In den Folgejahren gab der Verein zahlreiche Publikationen zur Eichsfelder Heimatgeschichte heraus. Das Anbringen von Gedenktafeln für verschiedene Eichsfelder Persönlichkeiten gehörte ebenso zu den Aktivitäten des Vereins wie deren Ehrung auf den verschiedenen Vereinsversammlungen. In seiner Blütezeit hatte der Verein im Untereichsfeld 334 und im Obereichsfeld 517 Mitglieder. Die Nazizeit und der unselige zweite Weltkrieg machten dieser positiven Entwicklung ein Ende. In den Kriegswirren des Jahres 1943 löste sich der Verein dann stillschweigend auf. Der Wunsch nach Wiederbelebung
Nachdem in der Zeit des Nationalsozialismus nahezu alle Vereine eingegangen oder gleichgeschaltet waren, begann nach dem Ende des Krieges neben dem Neuaufbau der Verwaltung auch die Tätigkeit in den Vereinen. Das Vereinswesen wurde im östlichen Teil unseres Vaterlandes im Bereich der Heimatgeschichte nicht übermäßig gefördert. Im westlichen Teil war diese Förderung wesentlich stärker. So wurde im Untereichsfeld bereits im Jahre 1950 der Heimatverein „Goldene Mark“ gegründet, der bis heute erfolgreich in der Heimatgeschichte tätig ist und der mit dem Verein für Eichsfeldische Heimatkunde nach seiner Wiedergründung eng zusammenarbeitet. Der 1. und 2. Vorsitzende des Heimatvereins Goldene Mark Untereichsfeld e. V., Helmut Bömeke und Helmut Mecke aus Duderstadt, gehören zu den Wiedergründern des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde.
Wenige Monate nach der politischen Wende des Jahres 1989 ging es in verschiedenen Gesprächen von Mitarbeitern der Kreisverwaltung des Landkreises Heiligenstadt mit Landrat Dr. Werner Henning häufig um die Gründung eines eichsfeldischen Heimat- und Geschichtsvereins. Immer mehr kristallisierte sich jedoch die Wiederbelebung des 1943 eingegangenen Vereins heraus, wozu die Buchvorstellung von Dr. Bernhard Opfermanns „Geschichte des Heiligenstädter Jesuitenkollegs, Teil 2“ am 26. April 1990 eine besondere Anregung darstellte. Am 24.9.1990 erfolgte dann der Aufruf des Heiligenstädter Landrates an ca. 45 Persönlichkeiten des Ober- und Untereichsfeldes, den Nachbarkreisen Mühlhausen, Nordhausen, Eschwege und Eichsfeldern aus anderen Bundesländern, sich am 10. Oktober 1990 zu einem Gedankenaustausch zwecks Wiedergründung des Vereins zu treffen. 36 der Eingeladenen folgten dem Aufruf. Das Ergebnis dieser Beratung war ein eindeutiges Ja zur Wiedergründung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde. Es wurde eine Arbeitsgruppe unter Leitung von Dr. Henning gebildet, der folgende Mitglieder angehörten. Helmut Bernd, Duderstadt; Helmut Bömeke, Duderstadt; Leopold Engel, Ecklingerode; Bernhard Hesse, Beuren; Hans-Georg Hildebrandt, Lengenfeld unterm Stein; Josef Keppler, Lindewerra; Franz Konradi, Heiligenstadt; Helmut Mecke, Duderstadt und Heinz Scholle, Heiligenstadt. Nachdem die Gruppe alle Formalitäten zur Gründung eines Vereins geklärt hatte, erging im April 1991 ein Rundschreiben an ca. 3000 Bürgerinnen und Bürger der bereits genannten Kreise mit der Bitte um Mitarbeit bzw. Mitgliedschaft im neu zu gründenden Verein. Im Obereichsfeld waren dies zumeist die Leser der „Eichsfelder Heimathefte“, deren Kundenkartei die Arbeitsgruppe erhalten hatte. Am 25. Juli 1991 berichtete das Thüringer Tageblatt: „500 positive Antworten kamen auf den Aufruf“. Es zeigte sich eine Interessenlage, die zwar für die Gründung eines großen Heimatvereins ausreichend ist, doch für die geplante Herausgabe einer Vereinszeitschrift waren das nur wenige potentielle Abonnenten Die Arbeitsgruppe ließ sich nicht entmutigen und begann daraufhin mit der Vorbereitung der Gründungsversammlung. Es mußte eine Satzung entworfen werden, ein Programm erarbeitet und Ziele der Vereinsarbeit fixiert werden. Die Finanzierung mußte auf soliden Füßen stehen und die Heimatzeitschrift durfte trotz alledem nicht aus dem Auge verloren werden. Fragen über Fragen - aber auch entsprechende Antworten wurden gefunden. Eigentlich hatte sich bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppe eine gewisse Euphorie eingestellt. Man wollte sich einbringen, wollte Eichsfelder Heimatgeschichte wieder erlebbar machen und gestalten. Nicht alles verlief so glatt und ohne Diskussion. Wiederholt kam zum Ausdruck, daß ein Verein nicht von oben herab gegründet werden sollte, sondern von Gleichgesinnten von unten wachsen muß. Ich denke, beides ist vonnöten, wenn man das Ziel erreichen will. Die begonnene Arbeit zur Gründung des Vereins wurde erfolgreich beendet, der Termin der Gründungsversammlung festgelegt, die Einladungskarten gedruckt. Die Einladung wurde stellvertretend für die Arbeitsgruppe von den beiden eichsfeldischen Landräten Dr. Werner Henning, Heiligenstadt, und Heinrich Große, Worbis, unterschrieben. Das Gründungsdatum wurde auf den 6.September 1991 festgelegt.
Die Gründung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde am 6. September 1991
Neben den ca. 500 verschickten Einladungen wurde zusätzlich über die Tageszeitungen der Region eingeladen. Weiterhin wurden an 29 Ehrengäste aus fast allen Bundesländern Einladungen verschickt. Der kleine Saal des Eichsfelder Kulturhauses füllte sich an diesem Abend allmählich, 250 Bürgerinnen und Bürger hatten den Weg zum Gründungsort gefunden, um an der historischen Wiedergründung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde teilzunehmen. Erwartungsvolle Stimmung herrschte im Saal, als Landrat Dr. Werner Henning alle Anwesenden, unter ihnen die Landräte Heinrich Große aus Worbis und Hilfreich Reinhold aus Mühlhausen, auf das herzlichste begrüßte. Als Leiter der Gründungsversammlung wählten die Anwesenden den damaligen Heiligenstädter Schulamtsleiter Dieter Althaus, heute Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, als Schriftführer Heinrich Scholle. Rektor Franz Konradi hatte an diesem Abend die Aufgabe übernommen, die Anwesenden über den Zweck und die Ziele des Vereins aufzuklären. Die von der Arbeitsgruppe erarbeitete Satzung wurde erläutert. Alle Anwesenden stimmten durch Handzeichen dem vorgelegten Satzungsentwurf zu. Damit, so stellte der Versammlungsleiter fest, sei der Verein gegründet. Er forderte alle Anwesenden auf, dem Verein beizutreten. Nachfolgende Versammlungsteilnehmer unterzeichneten dann die angenommene Satzung: Dieter Althaus, Heiligenstadt, Günter Fiedler, Breitenworbis, Heinrich Große, Dingelstädt, Manfred Grund, Heiligenstadt, Dr. Werner Henning, Geismar, Josef Keppler, Lindewerra, Franz Konradi, Heiligenstadt, Heinz Scholle, Heiligenstadt, Carl Strüber, Bilshausen. Vom Versammlungsleiter Dieter Althaus wurden aus den Reihen der Anwesenden die Herren Franz Konradi, Günter Fiedler, Hans-Georg Hildebrandt, Helmut Bömeke, Alfons Wüstefeld, Heinz Scholle, Dr. Werner Henning und Heinrich Große als Vorstandsmitglieder vorgeschlagen. Die Wahl des Vorstandes erfolgte durch Handzeichen und einstimmig. Die so Gewählten erklärten die Annahme der Wahl und bedankten sich für das entgegengebrachte Vertrauen. Nach einer kurzen Beratung erklärte sich Pfarrer Franz Konradi bereit, die Funktion des 1. Vorsitzenden zu übernehmen. Mit der Vorführung des Eichsfeldfilmes, der 1929 auf Initiative von Karl Löffelholz geschaffen worden war, ehrte man auch die Gründerväter des Vereins und der Eichsfelder Heimatkunde.
An diesem Abend traten 237 Teilnehmer dem Verein spontan bei. Nach dieser doch recht erfolgreichen Wiedergründung bzw. Neugründung des Vereins begannen für die Vorstandsmitglieder die „Mühen der Ebene“. Der Verein mußte rechtlich zugelassen werden, er mußte seine Gemeinnützigkeit beantragen und vieles mehr. Unterstützt wurde er bei diesen rechtlichen Angelegenheiten vom Leiter des Rechtsamtes der Heiligenstädter Kreisverwaltung, Herrn Lepper. Zahlreiche Wege zum Notar, zum Amtsgericht und zum Finanzamt in Mühlhausen waren notwendig. In seiner konstituierenden Vorstandssitzung wurden u. a. auch die Beisitzer berufen. Es waren die Mitglieder Dr. Hans-Heinrich Ebeling, Duderstadt, Bernhard Hesse, Beuren, Albert Kohl, Eschwege, Helmut Mecke, Duderstadt und Gerhard Reddemann MdB, Heiligenstadt. Wie bereits angedeutet, wurde die Schaffung einer Vereinszeitschrift trotz der dafür nicht ausreichenden Mitgliederzahl nicht aus dem Auge verloren. So erschienen mit finanzieller Unterstützung der beiden Eichsfelder Landkreise Heiligenstadt und Worbis zunächst eine Werbeausgabe 1991 der neuen Zeitschrift „Unser Eichsfeld“, die an alle Bezieher der „Eichsfelder Heimathefte“ und der "Eichsfelder Heimatstimmen" verschickt wurden.
Die aktive Vereinsarbeit begann mit dem Jahre 1992
Im Jahre 1992 folgten dann noch die Hefte Nr. 1 bis 4, die, im Vierteljahreszyklus mit den in Duderstadt erscheinenden „Eichsfelder Heimatstimmen“ wechselnd, versandt wurden. Eine glückliche Lösung war dies jedoch nicht, sie führte zu bibliographischen Irritationen. Schon bald wurde die Idee geboren, für den Verein für Eichsfeldische Heimatkunde und für den Heimatverein „Goldene Mark“ ein Jahrbuch zu schaffen. Im Jahre 1993 war es dann soweit, das erste Jahrbuch mit dem Titel „Eichsfeld“ wurde herausgegeben. Von Anfang an haben beide Vereine eine Zusammenarbeit in der Heimatgeschichte angestrebt. Diese weitsichtige Entscheidung hat sich bis heute bewährt und hat Bestand. Laut seiner Satzung, in der sich der Verein die Herausgabe bzw. Förderung der Eichsfelder Heimatliteratur zur Aufgabe gemacht hat, hat er im Laufe der Jahre nicht nur das Jahrbuch „Eichsfeld“ herausgebracht, sondern auch eine gewisse Anzahl von Buchtiteln mit verantwortet. Bereits am 25. Mai 1992 stellte der Verein das erste von ihm herausgegebene Buch vor. Es war der Titel „Die Geschichte des Heiligenstädter Jesuitenkollegs, Teil 1“ von Dr. Bernhard Opfermann. Damit hatte der Verein sein anspruchsvolles Ziel, die Heimatliteratur zu fördern und zu publizieren, begonnen. Viele ehrgeizige Vorhaben folgten.
Eine herausragende Stellung in der jungen Vereinsarbeit nahm 1993 die Johann-Wolf-Ehrung in Kreuzebra ein. Das Eichsfeld gedachte des hier geborenen „Geschichtsschreibers des Eichsfeldes“ anläßlich seines 250. Geburtstages am 2. Juli in der Pfarrkirche „St. Sergius und Bacchus“ Zahlreiche Persönlichkeiten des Eichsfeldes hatten sich in der Kirche versammelt, um einen der bedeutendsten Eichsfelder zu ehren. Der gastgebende Landrat Heinrich Große begrüßte die Gäste des Abends, und der Göttinger Wissenschaftler Dr. Peter Aufgebauer vom Institut für historische Landesforschung hielt die Laudatio auf Johann Wolf. Die Veranstaltung wurde von der Eichsfelder Musikschule und dem Volkschor „Concordia“ aus Kreuzebra musikalisch umrahmt. Nach der offiziellen Feierstunde stellte dann der Verlag Mecke Druck aus Duderstadt seinen Reprint „Die politische Geschichte des Eichsfeldes“ von Johann Wolf der Öffentlichkeit vor.
Nach der Gründung des Vereins im Jahre 1991 hatte sich der Verein kontinuierlich weiter entwickelt; er zählte bereits über 500 Mitglieder und war somit der größte thüringische Geschichtsverein. Die Mitglieder kommen aus ganz Deutschland. Nur 57% der Mitglieder sind im Eichsfeld beheimatet. Dies bringt bei der Durchführung von Veranstaltungen, an denen möglichst viele Mitglieder teilnehmen sollten, erhebliche Schwierigkeiten mit sich. Dennoch wurde seit langem darüber beraten, auch thematische Vereinsveranstaltungen anzubieten. 1995 war es dann soweit. Das Vorstandsmitglied, Landrat Dr. Werner Henning, konnte am 21. Januar 1995 im Schloß auf dem Stiftsberg in Heiligenstadt 100 Mitglieder zur ersten Veranstaltung des Vereins begrüßen. Das Thema waren die bis dahin durchgeführten Sanierungsarbeiten am Heiligenstädter Schloß, dem bedeutendsten profanen Barockbau des Eichsfeldes. Namhafte Fachleute der Region gaben Auskunft über den Stand und den Fortgang der Arbeiten. Dieser ersten Veranstaltung folgten dann viele weitere mit mehr oder weniger hoher Beteiligung bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Es kann eingeschätzt werden, daß die Veranstaltungen angenommen werden und sich bewährt haben. Sie dienen nicht nur zum Kennenlernen der Mitglieder untereinander, sondern führen insbesondere zu detaillierten Eichsfeldkenntnissen.
Das Jahr 1995 war aber auch gekennzeichnet vom Verlust eines verdienten Mitgliedes. Pfarrer i. R. Dr. Bernhard Opfermann verstarb am 21.12.1995 in Hildesheim. Als Heimatforscher und Historiker war er Verfasser zahlreicher Bücher und wissenschaftlicher Beiträge, die viele Jahre im Verlag Cordier in Heiligenstadt in Zusammenarbeit mit dem St. Benno Verlag Leipzig verlegt wurden.
In der kontinuierlichen Vereinsarbeit kam es immer wieder zu bemerkenswerten Ereignissen, die aus dem Alltag herausragten. Solch ein denkwürdiger Tag war der 7. Januar 1997, an dem vor 90 Jahren der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde in Leinefelde gegründet worden war. Dies nahm die Stadt Leinefelde zum Anlaß, eine Festveranstaltung auszurichten. Bürgermeister Gerd Reinhardt hatte den Vorstand und verdienstvolle Vereinsmitglieder sowie Bürger der Stadt in das Leinefelder Rathaus eingeladen. Ehrengast dieser Veranstaltung war Frau Liese-Lotte Hentrich aus Hamburg, die Witwe des Mitbegründers des Vereins, Dr. Konrad Hentrich. Die Leinefelder Regelschule „Dr. Konrad Hentrich“ zeigte einen Videofilm über Hentrichs Leben und Werk, und Herr Peter Anhalt sprach über einen weiteren Mitbegründer, Dr. Klemens Löffler aus Steinbach.
Im Jahre 1997 stand aber ein noch bedeutenderes Ereignis im Kalender der Gedenktage. Das gesamte Eichsfeld beging den 1100. Jahrestag seiner urkundlichen Ersterwähnung. Dieses große Jubiläum verlangte geradezu, große Anstrengungen zur Ausgestaltung dieses Jubiläums zu unternehmen. Das Jahrbuch sollte etwas ganz Besonderes werden - und wurde es auch. „Kirchliche Kunst im Eichsfeld“ war der Titel dieses Sonderjahrbuches. Ein schweres und aufwendiges Projekt, das viel Zeit und Geld kostete. Vorgelegt wurde eine Arbeit, die einmalig für das Eichsfeld und auch für das Bistum Erfurt wurde. Auf 304 Seiten wurden 250 farbige Abbildungen von christlichen Kunstwerken aus den ober- und untereichsfeldischen Kirchen wiedergegeben. Wissenschaftliche Erläuterungen namhafter Kunsthistoriker rundeten den Bildband ab. Die ausgezeichneten Farbfotos, fast ausschließlich von Josef Keppler angefertigt, ergaben zusätzlich auch noch eine wunderbare Ausstellung mit dem Thema „Kirchliche Kunst im Eichsfeld“, die in verschieden Städten und Gemeinden des Eichsfeldes mit großem Erfolg gezeigt wurde.
Aber auch Einzelaktivitäten sollten erwähnt werden. Mit Großfotos und Texten von Frau Bärbel Koziol aus Leinefelde gestalteten die Mitglieder des seit 1995 erfolgreich wirkenden Arbeitskreises Heimatgeschichte eine bemerkenswerte Ausstellung zum Thema „Sühnekreuze im Eichsfeld“, die ebenfalls vielen Besuchern zugänglich gemacht wurde.
Das Jahr 1998 brachte eine Gemeinschaftsausstellung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde und des Heimatvereins Hülfensberg und Werratal zum Thema: „Zeugnisse der Verehrung des hl. Bonifatius im Eichsfeld und im Werraland“, die am Bonifatiustag in der Wallfahrtskirche auf dem Hülfensberg feierlich eröffnet wurde. Während Josef Keppler die Fotos und die Texte schuf, zeichnete Albert Kohl für Organisation und Gestaltung verantwortlich. Der Landkreis Eichsfeld richtete 1998 ein eigentlich kirchliches Jubiläum aus.
Mit zahlreichen Veranstaltungen gedachte man der 900jährigen Geschichte des Zisterzienserordens, der fünf Ordensgründungen im Eichsfeld erlebte und dessen Mitglieder Jahrhunderte segensreich auf dem Eichsfeld wirkten. Vorstands- und Vereinsmitglieder haben sich auch hier in hervorragender Weise eingebracht. Vereinsmitglied Manfred Conradts aus Teistungen stellte zwei informative Ausstellungen zum Thema „Zisterzienserklöster im Eichsfeld“ zusammen; andere Vereins- bzw. Vorstandsmitglieder wirkten an den verschiedensten Druckerzeugnissen mit bzw. organisierten ansprechende wissenschaftliche Vorträge und kirchenmusikalische Veranstaltungen.
Auch das Jahr 1999 hielt für die Vereinsarbeit solch ein Jubiläum bereit. Der um die Gründung und den Aufbau des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde verdiente Heimatforscher, Priester und Kommissariats-Assessor Philipp Knieb wurde vor 150 Jahren in Niederorschel geboren. Der Verein, die politische Gemeinde und die kath. Pfarrgemeinde Niederorschel richteten eine Feier zur Ehrung dieser Eichsfelder Persönlichkeit aus und benannten eine Straße nach ihm.
Gemeinsam hat der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, der Landkreis Eichsfeld, die Stadt Heiligenstadt in Zusammenarbeit mit dem Verlag Cordier eine überarbeitete Nachauflage von Dr. Opfermanns „Die Gestalten des Eichsfeldes“ herausgebracht. An der Überarbeitung waren die Vorstandsmitglieder Thomas T. Müller und Heinz Scholle und das Vereinsmitglied Gerhard Müller über viele Monate beteiligt. Dieser wertvolle Band über Eichsfelder Persönlichkeiten gibt Auskunft über Leben und Wirken vieler Eichsfelder in der Heimat und in der Fremde.
Besonders aufwendig gestaltet sich alljährlich die inhaltliche Gestaltung und die Vorbereitung des „Eichsfeld-Jahrbuches“ für die Mitglieder der Jahrbuchredaktion und den Vorstand. Inzwischen liegen acht im Verlag Mecke Druck in Duderstadt erschienene Jahrgänge mit wertvollen Beiträgen zu vielen Themenbereichen der eichsfeldischen Geschichte vor, die aus der Feder bewährter Autoren stammen. Die redaktionelle Verantwortung, die der Duderstädter Stadtarchivar Dr. Hans-Heinrich Ebeling für die ersten sechs Jahresbände trug, liegt nun in den Händen seines Heiligenstädter Amtskollegen Thomas T. Müller. Das Lektorat für alle bisher erschienen Ausgaben erledigte Josef Keppler. Die öffentliche Vorstellung des Eichsfeld-Jahrbuches Anfang Dezember in der Laurentiuskapelle des Landratsamtes in Heiligenstadt zählt bereits zu den Vereinstraditionen.
Dank soll an dieser Stelle einmal allen gesagt werden, die sich aktiv in die Vereinsarbeit eingebracht haben. Er gilt denen, die den Verein erneut aus der Taufe gehoben und für sein Wachsen und Gedeihen gewirkt haben. Auch denen sei gedankt, die unsere Arbeit durch die Bereitstellung von Fördermitteln finanziell unterstützt haben. Ohne diese Hilfe hätten die zahlreichen Buchprojekte nicht verwirklicht werden können. Stellvertretend sollen hier das Thüringer Kultusministerium, die Eichsfelder Kulturbetriebe und die Kreissparkasse Eichsfeld genannt werden.
Was bietet sich besser an, den kurzen Geschichtsabriß unseres Vereines zu beenden, als den Vater der Eichsfelder Heimatgeschichte Johann Wolf zu zitieren. Einen seiner wichtigen Grundsätze verkündete er im ersten Band seiner „Politischen Geschichte des Eichsfeldes“: „Die erste und heiligste Pflicht des Geschichtsschreibers ist, so zu schreiben, wie die Sachen an sich sind, nicht wie sie einige sich einbilden oder wünschen.“ Diese Worte zitierte der auf der letzten Jahreshauptversammlung neu gewählte Vorsitzender Peter Anhalt am 24. April 2001 in Nörten-Hardenberg anläßlich des 175. Todestages an seinem Grabdenkmal in der Nähe seiner einstigen Wirkungsstätte, dem Stift „St. Petri“, wo er 41 Jahre seines Lebens vor - allem für das Eichsfeld - geforscht hat.
Aus der einhundertjährigen Geschichte des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde
Vereinsgeschichte aus dem Eichsfeld-Jahrbuch 14. Jahrgang, 2006