
1906-2006 - 100 Jahre Verein für Eichsfeldische Heimatkunde
Gedenken an die Verstorbenen des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde und aller Heimatvereine des Eichsfeldes 2016
Peter Anhalt
Am Christkönigsfest 2016 versammelten sich Heimatfreunde aus dem ganzen Eichsfeld in der St. Johannes-Kirche zu Holungen, um für das Eichsfeld und die Verstorbenen der Heimatbewegung zu beten. Holungen feierte 2016 seine Ersterwähnung von 750 Jahren. In den Fürbitten des Festgottesdienstes wurden besonders der Heimatfreunde Ursula Apel, Leinefelde; Theodora Bachmann, Beuren; Herbert Bause, Brandenburg; Leo Brandt, Wachstedt, Prof. Dr. Heinz Gockel, Bamberg; Dr. Helmut Godehardt, Breitenholz; Elmar Golland, Heilbad Heiligenstadt; Otto Gorsler, Niederorschel; Ewald Heerda, Heilbad Heiligenstadt; Walter Kruse, Kreuzebra; Heino Kühn, Heilbad Heiligenstadt; Karl-Heinz Meinhardt, Leinefelde; Hans-Werner Richard, Heilbad Heiligenstadt; Eckard Rompe, Heilbad Heiligenstadt; Dr. Leo Schmalz, Koblenz; Alois Scholz, Nordhausen; Martina Schubert, Heilbad Heiligenstadt; Philipp Segbers, Dortmund; Johannes Senge, Weimar; Alois Sieland, Diedorf; Adolf Stöber, Kleinbartloff und Edwin Weiland, Faulungen gedacht.
Paul Hamelmann, ehemaliger Vorsitzender des dortigen Heimatvereins, berichtete im Anschluss über die Gemeinde Holungen und die Geschichte der Kirche. Danach versammelten sich die Besucher am Grabmal Hermann Isekes, wo Peter Anhalt und Paul Hamelmann ein Gesteck niederlegten. In einer kurzen Ansprache wurde des Sängers des Eichsfeldes gedacht. Dabei zitierte Peter Anhalt seinen Landsmann Klemens Löffler, den Mitgründer des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde. Dieser schrieb 1907: "Wir Eichsfelder dürfen daher unseren Sänger nicht vergessen, und wir werden am besten sein Andenken ehren, wenn wir ihm nacheifern in der Liebe zu unserem schönen Heimatländchen und in treuer Arbeit für unsere Heimatsache." Zum Aufwärmen versammelten sich ca. 35 Heimatinteressiere in der nahe gelegenen Gaststätte. Es wurde u.a. über die Aktivitäten des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde sowie über die Jubiläumsfeierlichkeiten in Holungen berichtet und natürlich über die anstehende Gebietsreform diskutiert. Interessant waren die Ausführungen Pfarrer Andreas Mittmannts über seine Heimat im heutigen Polen.
Abschließend lud Dieter Zinke zu einer Ausstellung mit Bilddokumenten ein, die zum Ortsjubiläum im ehemaligen Pfarrsaal aufgebaut und immer noch zu besichtigen war.
Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde gedenken in Holungen des "Sängers des Eichsfeldes", Hermann Iseke. Foto: Manfred Winter.
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25 Jahre Gedenken an die Verstorbenen der Eichsfeldischen Heimatbewegung
Der November ist die Zeit der Verstorbenen zu gedenken. 1990 begründete Albert Kohl (1929-2013) aus Eschwege als Vorsitzender des Heimatvereins Hülfensberg und Werratal eine neue Tradition. Auf dem Hülfensberg gedachte er und weitere Heimatfreunde der Verstorbenen der Eichsfeldischen Heimatbewegung. Nachdem der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde neu gegründet war, nahm diese mehr und mehr das Vermächtnis Albert Kohls auf. Zwischenzeitlich fanden Gedenken an 24 Orten, in 24 unterschiedlichen Kirchen statt. Die einzelnen Orte seinen hier genannt: 1990 Hülfensberg; 1991 Wanfried; 1992 Pfaffschwende; 1993 Geismar; 1994 Küllstedt; 1995 Kella; 1996 Hüpstedt; 1997 Holungen; 1998 Mackenrode; 1999 Struth; 2000 Schwobfeld; 2001 Faulungen; 2002 Teistungen; 2003 Uder (Bildungs- und Ferienstätte); 2004 Breitenworbis; 2005 Steinbach; 2006 Niederorschel; 2007 Geisleden; 2008 kein Totengedenken; 2009 Heuthen; 2010 Hausen; 2011 Siemerode; 2012 Flinsberg; 2013 Jützenbach und 2014 wieder in der Wallfahrtskirche auf dem Hülfensberg. In diesem Jahr fand nun das Totengedenken wieder an jenem Ort statt, an dem es begonnen hatte. Nach dem Gottesdienst und einer Führung in der geschichtsträchtigen Wallfahrtskirche begrüßte Bruder Rudolf ca. 25 Heimatfreunde im Pilgersaal. Bei einem kleinen Imbiss gab es interessante Gesprächen und regen Gedankenaustausch. Es wurde lobend erwähnt, dass das Treffen nach 25 Jahren auf diesem heiligen Berg genau am richtigen Ort stattfände. Kritisch wurde festgestellt, dass es in vielen Orten des Eichsfeldes keine berufenen Ortschronisten gebe. Ein wichtiger Teil unserer Geschichte ginge dadurch verloren. Der Vorsitzende Peter Anhalt hielt einen kurzen Rückblick auf das Jahr 2014 und informierte über die Projekte des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde im Jahr 2015. Mit Bedauern wurde wahrgenommen, das der Vorstand des beschlossen hat, das nun nach 25 Jahren keine weiteren Gedenkgottesdienste stattfinden. Demnächst wird der Verstorbenen auf den Jahreshauptversammlungen gedacht.
Peter Anhalt
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Gratwanderung mit diplomatischem Geschick?
Propst Josef Streb und sein kirchenpolitisches Engagement
Am 9. Oktober 2014 fand eine gemeinsame Veranstaltung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde und des Heiligenstädter Geschichts- und Museumsvereins statt. Der Raum im Alten Rathaus in Heiligenstadt war bis auf den letzten Platz gefüllt. Das überraschend große Interesse war wohl dem Thema geschuldet, aber ebenso der Verehrung und Hochachtung gegenüber dem Vortragenden, Professor Dr. Josef Pilvousek. Prof. Pilvousek ist dem Eichsfeld seit Kindesbeinen verbunden und als ehemaliger Lehrstuhlinhaber für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Erfurt ein Spezialist für das Thema "katholische Kirche in der DDR." Seinem Vortrag in Heiligenstadt hatte er den Titel gegeben: "Gratwanderung mit diplomatischem Geschick? Propst Josef Streb und sein kirchenpolitisches Engagement."
Pilvousek ging es nicht darum, das Leben und Wirken des Kommissarius des Eichsfeldes und beliebten Priesters Josef Streb zu beschreiben und einzuordnen, sondern sein kirchenpolitischen Aktivitäten zu beleuchten. Die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen und die Kontakte mit dem Ministerium für Staatssicherheit gehörten dazu.
Letztendlich hatte das zur Folge, dass Josef Streb beim Ministerium für Staatssicherheit als Geheimer Informant (GI) geführt wurde. Pilvousek resümiert: Streb "ist jener Gruppe von Kirchenvertretern zuzurechnen, die in den ersten Jahren nach 1945 irrtümlich glauben, mit den neuen Machthabern, ob Sowjets oder deutsche Kommunisten, über kirchliche Angelegenheiten verhandeln zu können und als Partner akzeptiert zu werden."
Dabei war Streb rein rechtlich ein Kommissarius ohne Jurisdiktionsvollmachten. Von den Eichsfelder Christen und Priestern wurde das jedoch aus geschichtlichen Traditionen heraus anders gesehen. Im Eichsfeld wurde er als "Hauptgeistlicher" geachtet, der relativ autonom handeln konnte. Diese Rolle bediente der Kommissarius mit seinen vielen Aktivitäten, wobei er seine Kompetenzen zuweilen eindeutig überschritt. Die Lösung von Problemen zwischen staatlichen und kirchlichen Stellen war das Ziel seines politischen Handelns. Das ihm oft bescheinigte "diplomatische Geschick" ist anekdotenhaft überliefert, und seine kirchenpolitischen Winkelzüge hatten auch Erfolge vorzuweisen. Dabei unterschätzte er jedoch die staatlichen Stellen und nahm in Kauf, dass seine Person zu Propagandazwecken mißbraucht wurde. Sein Vorgesetzter, Generalvikar und Weihbischof Dr. Josef Freusberg in Erfurt, wusste wohl um dessen Aktivitäten, wahrscheinlich nicht in allen Details. Das Handeln Propst Strebs kann daher durchaus als Gratwanderung bezeichnet werden.
Pilvousek stellt fest: "Dem Seelsorger und Priester Josef Streb ist es erspart geblieben, mögliche negative Folgen seines kirchenpolitischen Engagements zu erleben. Das könnte unter anderem daran liegen, dass das sich immer mehr perfektionierende staatliche Überwachungssystem in den fünfziger und zu Beginn der 1960 Jahre noch Schwächen aufwies. Denkbar ist es aber auch, dass weder seine diplomatischen Fähigkeiten noch sein starkes Selbstbewusstsein negative Folgen verhinderten, sondern weil Josef Streb - wie es das MfS doppelsinnige formulierte- nur dem 'mittleren katholischen Klerus' zugerechnet wurde."
Nach diesem Schlusssatz herrschte im Saal zunächst Schweigen. Mehrheitlich waren nachdenkliche Gesichter zu sehen. Wahrscheinlich hatten einige der Zuhörer erwartet, von Heldentaten Strebs im Umgang mit staatlichen Stellen zu hören. Der Vortragende betonte, dass es an diesem Abend nicht in seiner Absicht war, über den beliebten Seelsorger und Prediger, den Pilvousek ebenfalls als fürsorglichen Geistlichen kennengelernt hatte, zu berichten. Letztendlich herrschte jedoch Konsens über das Vorgetragene.
Es bleibt festzustellen, dass Geschichte nicht immer den gestellten Erwartungen entspricht. Für die Aufarbeitung der Geschichte der katholischen Kirche in der DDR, zu der auch das Eichsfeld gehörte, war es jedoch wichtig, diesen Vortag in Heiligenstadt von einem anerkannten Wissenschaftler zu hören.
Peter Anhalt
Der in Heiligenstadt gehaltene Vortrag wurde bereits 2009 publiziert:
Pilvousek, Josef: Gratwanderung mit diplomatischem Geschick? Propst Josef Streb und sein kirchenpolitisches Engagement. In: A. Liedhegener; T. Oppelland (Hg.): Parteiendemokratie in der Bewährung. Festschrift für Karl Schmitt (Jenaer Beiträge zur Politikwissenschaft 14), Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-8329-4679-1, S. 347-363.
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Das „Auge des Eichsfeldes“ – der Seeburger See und seine Umgebung
Zu einer Exkursion am 5. Juli 2014 versammelten sich ca. 35 Heimatfreunde am Seeburger See, dem „Auge des Eichsfeldes“.
Bild oben: Gerold Wucherpfennig, Vorsitzender des Heimatvereins Goldene Mark, referiert im Natur-Informationszentrum Seeburger See über Naturschutz, Landschaftsentwicklung und Touristik rund um den Seeburger See.
Bild unten: Hermann Schütte, Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Göttingen (3. von links), erläutert an Hand eines Modells die vielfältigen Maßnahmen, damit der Feuchtgebietskomplex Seeburger See, Luttersee und Seeanger entstehen konnte.
Fotos: Peter Anhalt
von Peter Anhalt
"Pilgern und Rasten bei der Jakobuskirche – so aktuell wie noch nie", unter diesem Motto führten Frank Kaufhold und Siegfried Arand Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, Pilgerfreunde und interessierte Bürger aus Uder durch die Jubiläumsgemeinde.
Pfarrer Eberhard Jacob betonte bei seiner Einleitung in der "St. Jakobuskirche", dass in der 925 Jahre alten Ersterwähnungsurkunde bereits die Kirche von Uder erwähnt sei. Eindrucksvolle Zeugen, so alt wie die Urkunde selbst, werden im Seitenschiff von "St. Jakobus" gezeigt. Dort liegen reich verzierte Steine aus einem romanischen Vorgängerbau. Die Besucher waren von ihrer Ornamentik beeindruckt und rätselten über die Deutung der Darstellungen.
Siegfried Arand zeigte in seinem Vortrag überzeugend, wie sich die Außenausstrahlung Uders in den letzten 25 Jahren stark gewandelt hat. Uder, ein Ort, der schon immer von Handel profitiert hat und von Insidern "Klein Hamburg" genannt wird, betont nun verstärkt seine Lage am Jakobusweg. An einer europaverbindenden Straße gelegen, zeigt sich Uder weltoffen und zukunftsorientiert.
Im Ort sind viele Zeugnisse der Jakobusverehrung und Hinweise auf Jakobuspilger zu finden. Arand berichtete von den Jakobusdarstellungen in der Kirche und im Gemeindezentrum, von Schautafeln und Hinweisen in der Gemeinde und natürlich über die Entstehungsgeschichte der Jakobuspilgerdarstellung des Heiligenstädter Bildhauers Werner Löwe. Die Bronzefigur ist zwischenzeitlich schon so etwas wie ein Wahrzeichen Uders geworden. Siegfried Arand wertet es als Anerkennung, wenn der Kalender der Eichsfeldwerke in diesem Jahr ein Bild dieser Pilgerdarstellung zeigt.
Er berichtet u.a. von Radpilgerreise der Pfadfinder nach Santiago de Compostela, von einem Pilgertag der Deutschen Jakobusgesellschaft in Uder und von der für das Jubiläumsjahr 2014 geplanten Busfahrt zum Grab des Hl. Jakobus. Und auch einen Traum haben die Pilgerfreunde. Bis im Jahr 2022 möchten sie ein ähnlich großes Weihrauchfass in ihrer Kirche schwenken, wie es in Compostella üblich ist. In dem Bericht wurde immer wieder Pfarrer Heinrich-Josef Brodmann genannt, der entschiedenen Anteil an dieser Entwicklung hatte. Seinem Einfluss ist es zu verdanken, dass in dem Ortswappen Uders die Jakobsmuschel dargestellt ist.
Eine Diaschau vom Wallfahrts- und Pilgergeschehen in Uder untermalte Organist Christoph Schuchardt eindrucksvoll mit Orgelimprovisationen.
Nach dem Vortrag wurden die Gäste durch die Jubiläumsgemeinde geführt. Am Knorrschen Haus, dort, wo zukünftig auch Pilger übernachten könnten, ergänzte Architektin Barbara Töpfer-Werner die Führung und berichtete über spätere Nutzungskonzepte. Siegfried Arand und Frank Kaufhold führten weiter auf der alten Heer- und Pilgerstraße zum ehemaligen Tafelgut. Hier hatte der Kurfürst von Mainz einen Versorgungsstützpunkt, der auch für die Geschichte Uders bedeutsam war. Weiter ging es zu einer alten Schmiede, die in ihrem geschlossenen Erscheinungsbild für das Eichsfeld einmalig ist. Über Generationen war sie im Besitz der Familie Arand. Ihre Geschichte geht bis zum Dreißigjährigen Krieg zurück. Vom weitem schon war Hammerklang zu hören. Klaus Rohner war damit beschäftigt, Jakobsmuscheln zu schmieden. Die Besucher konnten den Entstehungsprozess einer geschmiedeten Jakobsmuschel verfolgen. Am Schmiedefeuer kamen Kindheitserinnerungen auf. Der Nachmittag endete mit interessanten Gesprächen auf dem Schmiedehof. Dabei informierte Siegfried Arand über das für das Ortsjubiläum geplante Buchprojekt. Die Aktivitäten für die Erarbeitung eines zweiten Teils der Ortsgeschichte Uders nähern sich dem Ende. Schon sind die Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde gespannt auf das Ergebnis. Soviel wurde schon verraten: In dem Buch wird ein Abschnitt auch dem Thema "Uder am Jakobusweg" gewidmet sein.
Gruppenfoto beim Jakobspilger in Uder
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Erste Exkursion des VEH´s in 2014 ging nach Neuendorf
Zu dem Motto "Was Bürgerengagement in einem kleinen Dorf bewirken kann" trafen sich am 08.03.2014 die Mitglieder des VEH´s in Neuendorf. Eine ausführliche Berichterstattung finden Sie in unserem "Pressespiegel". Foto: Peter Anhalt
Tagung der Eichsfelder Ortschronisten und Heimatkundler zum Thema „Flurnamen im Eichsfeld“
Gemeinsame Veranstaltung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, des Stadtarchiv Heiligenstadt und des Heimatbund Thüringen e. V. am 26. Oktober 2013 in Heilbad Heiligenstadt
Als Frau Dr. Barbara Aehnlich von der Friedrich-Schiller-Universität Jena in ihrem Hauptvortag über die Flurnamenforschung in Thüringen berichtete und gleichzeitig zahlreich Anregungen gab, präsentierte sie u.a. eine Thüringenkarte. Die Karte zeigte für den Landkreis Eichsfeld zahlreiche weiße Flecken. Für die Weiß gekennzeichneten Gebiete gibt es im Flurnamenarchiv der FSU Jena keine systematische Sammlung. Sie bat die über 60 im Heiligenstädter Rathaus versammelten Ortschronisten und Heimatkundler um Mithilfe und wünschte sich, dass diese weißen Flecken zukünftig geschlossen würden.
Dabei hat gerade in dieser Region die Flurnamensammlung eine lange Tradition. Schon 1910 hatte der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde Lehrer beauftragt, in ihren Dörfern Flurnamen zusammenzutragen. Die daraufhin entstandene Sammlung ging zu jener Zeit noch an das zuständige preußische Archiv in Magdeburg. Eine zweite Zusammenstellung wurde 1934 erstellt (Kopien beider Sammlungen liegen im Eichsfelder Heimatmuseum in Heilbad Heiligenstadt). Nicht hoch genug gewürdigt werden kann die Arbeit von Dr. Erhard Müller (1908-1992), der mit Recht als Nestor der Eichsfelder Namensforschung bezeichnet werden kann. Für jedes Dorf des Kreises Heiligenstadt hatte er eine Sammlung angelegt. In zahlreichen Publikationen und Zeitungsartikeln veröffentlichte er die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit. Eine gute Zusammenfassung bietet sein Buch "Die Flurnamen des Kreises Heiligenstadt" (Leipzig 1986).
Auch in der im Eichsfeld überaus zahlreichen Heimatliteratur und in Chroniken werden immer wieder Flurnamensammlungen veröffentlicht. Es bedarf also in vielen Fällen nur einer Zusammenfassung des bisher geleisteten. Dazu gab die Tagung in Heiligenstadt mit Sicherheit zahlreiche Anregungen.
Gute Ansätze lieferten drei Kurzvorträge. Herbert Hartmann berichtete über typische und auch schwierige Flurnamen in Haynrode. In Silkerode arbeitet sogar ein ganzes Team erfolgreich an der Erforschung und Präsentation von Flurnamen. Dieses Projekt stellte Erwin Pomrehn vor. Er berichtete, dass die Forschungen der Gruppe im Ort mit regem Interesse aufgenommen werde.
Ganz im Sinne des Projektes "Flurnamen und Regionalgeschichte" des Heimatbundes Thüringen präsentierte Dr. Alfons Grunenberg nicht nur die Flurnamen von Heuthen. Vielmehr lieferte er ein anschauliches Beispiel, wie Flurnamen die Ortsgeschichte ergänzen können. Ausgehend von der Bezeichnung "Wolfsanger" (südlich von Heuthen), fortführend mit den Flurnamen "Heuthinger Knick" und "vor den Dörnern" konnte er an Hand der örtlichen Gegebenheiten einen Vorschlag für den Verlauf einer ehemaligen Landwehr unterbereiten, die im Bereich am Warteberg (bei Flinsberg) noch gut sichtbar ist. In der Heuthener Flur ist die Landwehr wegen der Jahrhunderte langen landwirtschaftlichen Nutzung nicht mehr zu erkennen, in den Flurnamen jedoch indirekt aufbewahrt.
Mit seinen Schlussfolgerungen bereichert Alfons Grunenberg nicht nur die Orts-, sondern auch die Eichsfeldgeschichte.
Schließlich stellte die Geschäftsführerin des Thüringen Heimatbundes, Barbara Umann, das Projekt "Flurnamen und Regionalgeschichte" vor und zeigte den Eichsfelder Chronisten, wie auch das Internet in die Flurnamenforschung als Hilfsmittel genutzt werden kann.
Die Eichsfelder Chronisten waren für die Hinweise und Anregungen aus Jena und Weimar sehr dankbar. Eine weitere Zusammenarbeit ist wünschenswert.
Peter Anhalt
220 Millionen Jahre alter Rohstoff
Exkursion in den Kalkstein-Tagebau bei Deuna
Deuna. Zum siebenten Mal gab es am „Tag des Geotops" eine Exkursiondes Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde in ein geologisch interessantes Gebiet des Eichsfeldes. Den Steinbruch im Dün, in dem der Rohstoff für die Zementproduktion in Deuna gebrochen wird, hatte Dr. Heinz-Gerd Röhling, leitender Geologe im Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung in Hannover, für dieses Jahr ausgesucht.
„Das Interesse an der Geologie des Eichsfeldes ist beachtlich", freute er sich, als er die fast hundertköpfige Schar der Exkursionsteilnehmer begrüßte und sie dem Leiter des Muschelkalk-Steinbruchs, Wolfgang Güth, auf der Dünhöhe anvertraute. Sachkundig informierte dieser über Details des sogenannten Kulissenabbaus mit einer Mächtigkeit von 58 Metern, seine Geschichte und die Zukunft nebst Renaturierung für die vorerst bis 2025 in Aussicht genommene Produktion. Überrascht waren die meisten von der Größe des Abbaugebietes, dessen Ausmaße man mit Blick auf die Südseite des Düns von Deuna aus nicht vermutet.
Weil die Zementherstellung in Deuna ohne jegliche Unterbrechung stattfindet, konnten sich alle Exkursionsteilnehmer an diesem Sonntagnachmittag auch über die Verwertung des Kalksteins und weiterer Roh- und Zuschlagstoffe vor Ort im Zementwerk anschaulich informieren lassen, wozu Dipl.-Ing. Diethardt Fischer bereit stand und durch die Anlage führte. Neben Einzelheiten zur Arbeitsweise der gewaltigen Drehrohröfen, zur umweltschonenden Verwertung von Altreifen und zu ökonomischen Daten erschien vielen die Überwachung des Produktionsablaufes im futuristisch anmutenden Leitstand äußerst spannend.
Josef Keppler
Die meisten Exkursionsteilnehmer fanden die gewaltige Abbautechnik im Steinbruch so beeindruckend, dass sie sich gern zu einem Gruppenfoto in die mächtigen Baggerschaufeln begaben.
Heimatfreunde in Annaberg
Unter dem Motto: „Struth und der einstige bedeutende Wallfahrtsort Annaberg“ trafen sich ca. 40 Heimatfreunde am 7.07.2012 vor der Pfarrkirche in „St. Jakobus“ in Struth.
Ortschronist Bertram Kieler führte zunächst durch die reich ausgestattete Kirche und informierte anschließend im Gemeinderaum in einem profunden geschichtlichen Vortag über den einst bedeutenden Wallfahrtsort Annaberg. Der Abbruch der ehemaligen Wallfahrtskirche ist aus heutiger Sicht zu bedauern, zumal mit etwas Verständnis und Toleranz seitens der katholischen Behörden mit Sicherheit ein Weg gefunden worden wäre.
Nach dem Vortrag fuhren die meisten Teilnehmer zur ehemaligen Gnadenstätte, wo eine alte Linde und ein Bildstock mit einer Kopie das alten Gnadenbildes an die Wallfahrtszeiten erinnern. Auch hier wusste Bertram Kieler interessantes zu berichten, denn seit einigen Jahren werden hier wieder Gottesdienste und Gemeindefeste gefeiert. Im letzten Jahr fand hier die Trachtenwallfahrt statt.
Gedenken der Verstorbenen des VEH in Siemerode

In diesem Jahr (2011) gedachten die Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde ihrer Verstorbenen in der prächtigen St. Nikolaus-Kirche zu Siemerode. Pfarrer Josef Beykirch freute sich, dass nach genau 100 Jahren wieder Vertreter des traditionsreichen Vereins den Weg in seine Gemeinde gefunden hätten.
Der Gottesdienst zum Christkönigsfest wurde durch den Gesang des Siemeröder Kirchenchores bereichert. In den von Helmut Heiland vorgetragenen Fürbitten wurde der verstorbenen Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde gedacht (Paul Mühlhaus, Deuna; Winfried Opfermann, Wildau; Anita Hellbach, Duisburg; Msgr. Josef Kesting, Beuren/Heiligenstadt).
Nach dem feierlichem Gottesdienst führte Pfarrer Beykirch sachkundig durch das Siemeröder Gotteshaus. Eine besondere Freude war es aber den Vereinsmitgliedern, die kleine, liebevoll restaurierte, ehemalige Wallfahrtskapelle "St. Margaretha" (1703 errichtet) kennen zu lernen.
Foto: Peter Anhalt, Vorsitzender des VEH, stellt den Siemeröder Kirchenbesuchern den Heimatkundeverein vor und bedankt sich für die gastliche Aufnahme.
Verein für Eichsfeldische Heimatkunde besucht Sonderausstellung in Mühlhausen
Die Stadt Mühlhausen entwickelt sich immer mehr zu einer Kulturstadt in unserer Nähe, meinte Peter Anhalt, der Vorsitzende des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, am 12. November 2011 vor einer Sonderführung mit Jürgen Winter als Kurator der gegenwärtigen Sonderausstellung Sichtungen & Einblicke in der Kornmarktkirche.
Mühlhausen. Vertreter des größten Heimat- und Geschichtsvereins Thüringens waren gespannt auf die künstlerische Rezeption von Reformation und Bauernkrieg im geteilten Deutschland. Dabei handelt es sich um ein Kooperationsprojekt der Mühlhäuser Museen mit dem Deutschen Bauernkriegsmuseum Böblingen mit über 100 Kunstwerken. "Wir werden es nicht enträtseln", sagte Jürgen Winter zu dem 1978 in Mischtechnik auf Holz entstandenen Bild "Ende der Narrengerichtsbarkeit" aus dem Pinsel des Malers Werner Tübke (1929-2004), der auch das berühmte Bauernkriegspanorama von Bad Frankenhausen geschaffen hatte. Dass sich nach wie vor Künstler aktuell mit dem Thema
Bauernkrieg beschäftigen, verdeutlichte Jürgen Winter am Beispiel verschiedener Arbeiten.
Ziemlich bekannt kamen einigen Gästen beispielsweise Motive aus dem achtteiligen Bauernkriegszyklus des Leipzigers Hans Zander aus dem Jahre 1980 vor. Werke, die wenig später von den Museen in Mühlhausen erworben wurden. Ebenso gewaltig und tiefsinnig durchdringt auch Horst Sakulowski das Thema. Hier ganz besonders mit dem Bild
"Deutschland 1525 Die Auferstehung" als Leihgabe der Kunstsammlung der Otto-Dix- Stadt Gera. Zum Thema "Reformation und
Bauernkrieg im Bild Illustrierte Historie oder künstlerische Autonomie?" findet am kommenden Samstag, 19. November, um 17 Uhr in der Kornmarktkirche eine Podiumsdiskussion mit Künstlern und Kunstwissenschaftlern statt. Mit dabei sind beispielswiese die Künstler Horst Sakulowski aus Gera und Dieter E. Klumpp aus Heilbronn, kündigte Jürgen Winter an. Moderiert wird die Veranstaltung wiederum von Ulrike Pennewitz. Das Fazit nach dem Besuch der Eichsfelder Heimat- und Kunstfreunde lautete, auch im nächsten Jahr wieder einen Abstecher nach Mühlhausen zu unternehmen. Denn die Stadt biete noch eine Fülle zu entdeckender Kulturschätze.
Reiner Schmalzl
Foto: Kurator Jürgen Winter erläutert den Eichsfeldern eine Hinterglasmalerei. Foto Peter Anhalt
Neuauflage des Kirchen- und Kunstführer Eichsfeld vorgestellt

Wenige Tage vor dem Besuch von Papst Benedikt im Eichsfeld legen die beiden eichsfeldischen Geschichtsvereine die neue, erheblich erweiterte und aufwendig verbesserte Auflage des 2005 erschienenen Kirchen- und Kunstführers "Die Kirchen im Eichsfeld" vor. Vorgestellt wurde das Buch in der Worbiser Antoniuskirche. Der geistige Vater des Kirchenführers, Josef Keppler aus Lindewerra, stellte das Buch in Worbis mit folgenden Worten vor:
"Im heute vorzustellenden Werk mit speziell kunstgeschichtlichem Inhalt fanden alle Orte des historischen Eichsfeldes und alle später hinzugekommen, aber auch die durch das Wanfrieder Abkommen an Hessen gelangten Orte in exakter alphabetischer Reihenfolge der historischen Ortsnamen ausnahmslos Aufnahme.
Als die Herausgeber, der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde und der Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) und der Duderstädter Verlag Mecke, die erste Buchauflage 2006 präsentierten, ahnte niemand, dass es ein "Eichsfelder Bestseller" würde, der nach fünf Jahren eine neue Auflage zwingend erforderlich machte und von den bewährten Autoren alsbald gern in Angriff genommen wurde. An Manfred Kahlmeyer, der 2008 verstarb, sind die erneut verwendeten 200 Fotos posthume Erinnerung an die Begeisterung, mit der er zum Fotografieren in den eichsfeldischen Kirchen unterwegs war, und dankbare Würdigung seines Schaffens.
Das Buch heißt wieder "Die Kirchen im Eichsfeld", trägt den Untertitel "Kirchen- und Kunstführer" und wird knapp ergänzt durch die bibliografisch exakte Angabe "Zweite, bearbeitete und erweiterte Auflage". Die Farbgestaltung des Umschlages wurde nur in Details verändert, und auch das bekannte Heiligenstädter Martinsrelief ziert wieder die Titelseite. Zugabe ist eine Banderole mit farblicher Signalwirkung, die höchst aktuell auf den in wenigen Tagen bevorstehenden Besuch Papst Benedikts XVI. aufmerksam macht.
Wenngleich das Buch äußerlich wie im Inneren wiedererkennbar ist, hat sich dennoch eminent viel verändert: Es ist nicht nur um 48 Seiten voluminöser geworden, sondern hat auch 180 neue, z. T. ganzseitige Bilder, Hunderte von Ergänzungen und Zusätzen, viele Korrekturen und Konkretisierungen. Deshalb scheint es berechtigt, von einer völlig überarbeiteten, erheblich erweiterten und aufwendig verbesserten Auflage zu sprechen, in der auf 360 Seiten insgesamt 266 Kirchenbauten präsentiert werden: 199 katholische Kirchen und Kapellen, 53 evangelische Gotteshäuser sowie ehemalige Klosterkirchen, Burg- oder Schlosskapellen, von denen einige neu aufgenommen wurden.
Auf 640 Fotos sind Außenansichten aller Kirchen zu sehen, werden bedeutsame Innenräume gezeigt und repräsentative Kunstwerke dargestellt, sodass man bleibende Eindrücke von bis zu 800-jährigen hervorragend erhaltenen Sakralbauten und deren großenteils einzigartiger Ausstattung gewinnen kann.
Eine Übersichtskarte, die alle Städte und Dörfer, Wallfahrtsstätten, Klöster und Burgen zeigt, erleichtert die räumliche Zuordnung ebenso, wie die Nennung aller Patrozinien einen anschaulichen Überblick über Häufigkeit der verwendeten Namen gibt. Als am beliebtesten erscheint die Gottesmutter, deren Name in Varianten bei 23 Kirchen im Eichsfeld auftritt, gefolgt vom hl. Martin mit 18 und Johannes dem Täufer mit 16 Kirchen.
Gleich nach den einleitenden Geleit- und Grußworten kommt der einzige neu berufene Autor zu Wort: Diplom-Theologe Torsten W. Müller, gebürtiger und bekennender Mackenröder, Doktorand an der Universität in Erfurt. Mit Grundzügen seiner Darstellungen zur Geschichte der Kirche im Eichsfeld macht er Sie gleich im Anschluss vertraut.
Seinen Beitrag über die Kirchen im Eichsfeld hat Dr. Helmut Godehardt mit den neuesten Erkennntnissen versehen und bereitet mit seinem allgemeinen Überblick auf den Besuch der Kirchen vor.
Als Einleitung der besonderen Art hat der begnadete Chronogrammatist Prälat Paul Julius Kockelmann ein aussagestarkes Chronogramm beigesteuert, dessen addierte römischen Zahlzeichen das Erscheinungsjahr der 2. Auflage, 2011, ergeben.
Sodann folgen von Arenshausen bis Zwinge 315 Seiten über 266 kirchliche Bauwerke der Region. Zu Anfang werden die Patrozinien der einzelnen Kirchen, deren kirchenrechtlicher Status und der Beginn der Führung von Kirchenbüchern erwähnt.
Es folgen die Baudaten der Vorgänger- und der jetzigen Bauten, deren Architekten und die kirchliche Weihe. Im Hauptteil werden Bau und sichtbare Ausstattung jeder Kirche beschrieben, wozu das Bauwerk selbst sowie Altäre, Kanzel, Skulpturen, Gemälde, Glasfenster, Orgel, Glocken u. a. gehören, von denen die zeitliche und Stil-Einordnung, Künstler und Motive sowie Restaurierungsdaten genannt werden."
Die Angabe von Adressen macht eine Kontaktaufnahme möglich.
Wer Näheres über Fachausdrücke wissen möchte, kann sich in dem angefügten Glossar informieren, das zwischen Akanthus und Zwerchhaus noch 150 Begriffe enthält.
Auf weiteren 12 Seiten werden über ein halbes Tausend Künstler, Architekten, Handwerker genannt unter deren Händen, in deren Köpfen oder Werkstätten die eichsfeldischen Kirchenbauten und -ausstattungen entstanden oder ausgeführt wurden.
Eine Auflistung verwendeter und weiterführender Literatur vermittelt fast 200 bibliografische Angaben, anhand derer für Hochinteressierte weitere, tiefgründige Beschäftigung mit der Thematik möglich ist.
All das, was zwischen die Buchdeckel mit sorgfältiger Fadenheftung gebunden wurde, ist das Ergebnis emsiger Arbeit der Autoren. Auch wenn Herr Bömeke während eines weiteren Programmpunktes den Dank der Herausgeber abstatten wird, drängt es mich vorab zu ein paar persönlichen Dankesworten aus der Sicht des Lektors, der in der "heißen Bearbeitungsphase" während der letzten fünf Monate ohne Hilfe hilflos gewesen wäre.
Ganz herzlich danke ich vor allem Dr. Rolf-Günther Lucke, nicht nur für die Bearbeitung von 200 Kirchen, sondern für Ratschläge aller Art, Hilfe, Forderungen und kritische Begleitung, für Verständnis und Anregungen. Wenn nun auch die Kommunikationsverbindungen - bis zur 3. Auflage - nicht zu glühenden Drähten führen, werde ich mir dennoch erlauben, mit Ihnen, verehrter Dr. Lucke, weiterhin per Telefon und E-Mail die für mich fruchtbaren Kontakte aufrecht zu halten.
Dr. Helmut Godehardt Dank zu sagen für zuverlässige, verständnisvolle Zusammenarbeit, ist selbstverständlich und verbindet sich insbesondere mit Gesundheitswünschen.
Frohstimmend mit dem Blick in die Zukunft der Eichsfeldgeschichtsforschung und -schreibung registriere ich die Unterstützung auf unkomplizierte Art, die ich von jungen Eichsfeldern erhielt, sei es Torsten W. Müller, den ich nicht lange um ein Einleitungskapitel zu bitten brauchte, oder der junge Robert Riethmüller aus Röhrig, für den kein Kirchturm zu hoch, zu eng oder zu staubig ist, um an Informationen über eichsfeldische Glocken heranzukommen.
Die deutsche Übersetzung des lateinischen Chronogramms von Altpropst Kockelmann am Buchanfang lautet: "In Kirchen und Kapellen überall wird Gott verherrlicht, die heiligen Schriften erklärt, das christliche Leben möglichst gestärkt."
In diesem Sinne möge der neue Kirchenführer vielen Eichsfeldern und ihren Gästen zuverlässiger Begleiter sein, wenn sie die beeindruckenden Gotteshäuser besuchen und etwas zu deren Bau- und Kunstgeschichte sowie zur Ikonografie erfahren wollen."
Exkursion zur Jubiläumsgemeinde Eichstruth

Das lediglich 90 Seelen zählende Eichsfelddorf Eichstruth blickte im Juli 2011 auf seine urkundliche Ersterwähnung vor 775 Jahren zurück. Am Mittwoch, dem 20. Juli 2011, fand im Rahmen der Festwoche eine geologisch-historische Exkursion durch die "Eichsfeldische Schweiz" statt.
Doch bevor die Wanderung rund um Eichstruth begann, versammelten sich die zahlreichen Teilnehmer in der kleinen, aber kunstreichen Allerheiligenkirche. Dipl.-Theol. Torsten W. Müller ging in seinem kurzweiligen Vortrag auf die Baugeschichte des Gotteshauses ein und erläuterte die Kunstwerke. Unter anderem wies er auf die spätgotischen Figuren an der Kanzel hin (s. Bild).

halt.

Mitgliederversammlung des VEH`s in Mackenrode
Jahreshauptversammlung im Märchenland am 16.04.2011

Ob nun Heuthen oder doch Mackenrode die schönste Dorfkirche im Eichsfeld hat, konnte auch bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde am 16. April nicht eindeutig entschieden werden. Darüber darf man gern geteilter Meinung sein, wie der Vorsitzende Peter Anhalt aus Steinbach zur Jahreshauptversammlung resümierte.
Während Torsten W. Müllers fachkundigen Führung durch die St.-Martins-Kirche im Jubiläumsort konnten sich die Teilnehmer nicht nur von der Schönheit des barocken, aus Bayern stammenden Hochaltars überzeugen. Ebenso gab es weniger Bekanntes über ikonografische Details zu erfahren: So ist beispielsweise der hl. Martin als Schutzherr der hiesigen Kirche mit einem Lamm zu sehen - eine äußerst seltene Darstellung, die aber ihre Entsprechung in einer nachlesbaren Legende des Heiligen findet.
Der Rundgang durch die - urkundlich nachweisbar - mindestens 775 Jahre alte Gemeinde begann an der ehemaligen Grenze zu Hessen. Der das Dorf durchquerende Bach, der in der Gemarkung Mackenrode von den Einheimischen als "die Beek" bezeichnet, ansonsten aber als "Walse" bekannt ist, stellte über viele Jahrhunderte den Grenzverlauf dar. Erst durch das Wanfrieder Abkommen im Jahr 1945 und der damit verbundenen Grenzverschiebung rückte Mackenrode ein wenig mehr in Richtung des Landesinneren. An dieses Ereignis erinnert seit kurzem ein historisierender Grenzstein. Den Abschluss des Prologs zur Jahreshauptversammlung bildete der im Jahr 2009 eingeweihte Märchenpark.
Hiernach begrüßte Bürgermeister Bernd Rosiak die Vereinsmitglieder zum offiziellen Teil der Veranstaltung im Saal des Gasthauses "Am Brandholz". Er freute sich, dass die Jubiläumsgemeinde Tagungsort der Jahreshauptversammlung des Vereins sei.
Vereinsvorsitzender Peter Anhalt aus Steinbach erinnerte in seiner Rechenschaftslegung u. a. daran, dass nicht nur der Gastgeberort in diesem Jahr ein Jubiläum zu feiern hat: Auch der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde blickt im Jahr 2011 auf eine 20-jährige Geschichte seit seiner Neugründung zurück. Als eine der Aktivitäten als Herausgeber nannte Peter Anhalt das Erscheinen des Buches von Hermann Raabe "Poliklinik Heiligenstadt mit Außenstellen Uder, Ershausen und Arenshausen".
Der im letzten Jahr gewählte Schriftführer Manuel Müller aus Ershausen verlas das informative Protokoll der letzten Jahreshauptversammlung. Die anschließenden Berichte verschiedener Arbeitskreise des Vereins verdeutlichten die Vielfalt der Themen, mit denen sich die Mitglieder des größten Geschichtsvereins Thüringens beschäftigen.
Vorstandsvize Josef Keppler aus Lindewerra sprach zu aktuellen Publikationen des Vereins und kündigte an, dass zur Jahresmitte die zweite, bearbeitete und erweiterte Auflage des "Eichsfelder Kirchenführers" erscheinen wird, während das seit langem erwartete Eichsfeld-Lexikon erst im nächsten Jahr herausgebracht werden kann.
Erhard Monecke aus Wingerode machte als Kassenwart darauf aufmerksam, dass die Beiträge der derzeit 494 Mitglieder die Haupteinnahmequelle des Vereins sind. Gleichwohl wird der größte Teil hiervon für die Finanzierung des Eichsfeld-Jahrbuches benötigt, das jedes Mitglied bekanntlich kostenfrei erhält. Nachdem Kassenprüfer Werner Stitz aus Wingerode die Korrektheit aller finanziellen Erträge und Aufwendungen bestätigt hatte, wurde der Vorstand einstimmig durch die Versammelten entlastet.
In der anschließenden Diskussion hob Vereinsmitglied Albert Kohl aus Eschwege hervor, dass sich im Jahr 2012 der Geburtstag von Dr. Konrad Martin zum 200. Mal jährt. Vorsorglich hat er daher für den 9. Juni nächsten Jahres in Geismar, dem Geburtsort des Bekennerbischofs, Räumlichkeiten reservieren lassen, um dieses Jubiläum mit einer Veranstaltung seitens unseres Vereins würdigen zu können. Der Vorstand griff diesen Vorschlag gern auf.
Landrat Dr. Werner Henning gewährte in seinem Redebeitrag Einblicke in die administrativen und organisatorischen Herausforderungen, vor denen die Region, vor allem aber das Ordinariat des Bistums Erfurt im Zusammenhang mit dem Besuch des Heiligen Vaters im kommenden September stehe. Wichtig bei aller Freude über dieses großartige Ereignis sei es, die entsprechenden Verwaltungsstrukturen zu kennen und zu nutzen.
Der letzten Teil der diesjährigen Jahreshauptversammlung wurde von Torsten W. Müller, Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Erfurt, gestaltet. Unter dem Titel "Vom Zonenrand zum Märchenland" referierte er über die Historie seines Heimatortes. Diese kann auch nachgelesen werden, und zwar in dem zum Ortsjubiläum beim Mecke-Verlag in Duderstadt erschienenen Buch "Mackenrode im Eichsfeld. Beiträge zur Dorfgeschichte".
Matthias Werner, Mackenrode
Foto: Torsten W. Müller erläutert den einsitgen Grenzverlauf am Ortsrand von Mackenrode. Foto: Matthias Werner
Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde und aller Heimatvereine des Eichsfeldes
Gedenken an die Verstorbenen in "St. Katharina" Hausen am 21.11.2010

Erwin Franke aus Hausen erläutert die Baugeschichte und Ausstattung der Kirche "St. Katharina"
In diesem Jahr fand zum 20. Mal ein Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen der Eichsfeldischen Heimatbewegung und des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde statt. Gastgeber war die Kirchengemeinde Hausen. Pfarrer Konradi feierte in Verbindung mit dem Christkönigsfest den Gedenkgottesdienst. In den Fürbitten wurde besonders der Verstorbenen des Jahres 2010 gedacht. Als Schlusslied erklang mit Orgelbegleitung der Eichsfelder Sang.
Anschließend versammelten sich die Gäste im St.-Josefsraum, einem modernen Neubau, direkt neben der Kirche. Der Pfarrgemeinderat von Hausen hatte einen Imbiss vorbereitet. Bald erfüllten den Gemeinderaum lebhafte Gespräche.
Anschließend hielt Erwin Franke aus Holungen einen Vortrag über die schöne Dorfkirche, die eng mit der Geschichte des Klosters Reifenstein verbunden ist.
Siegbert Grimm stelle die Geschichte des Hausener Kriegerdenkmals vor und erläuterte die Aufgabenstellung und das Konzept für die Errichtung einer neuen Kriegsopfergedenkstätte.

Siegbert Grimm stellt den interessierten Gästen die 2003 errichtete Kriegsopfergedenkstätte vor.
Der Kirchengemeinde Hausen und Pfarrer Konradi sei herzlichst für die gelungene Vorbereitung gedankt.
Peter Anhalt
Festschrift „100 Jahre Bund der Eichsfelder Vereine in der Fremde e. V."
Wir gratulieren dem Bund der Eichsfelder in der Fremde zum 100 jährigem Jubiläum ...

Anlässlich des 100jährigen Bestehens des Bundes der Eichsfelder Vereine in der Fremde e. V. ist nun eine 132 Seiten umfassende Festschrift erschienen. Diese bietet einen umfassenden Überblick über die Geschichte und Entwicklung der Eichsfelder Vereine in der Fremde und des Bundes in den vergangenen 100 Jahren. Enthalten sind ebenfalls zahlreiche Abbildungen. Sie enthält ein Vorwort des Bundesvorsitzenden des Bundes der Eichsfelder Vereine in der Fremde e. V., Erich Anhalt, sowie Grußworte des Vorsitzenden des HVE Eichsfeld Touristik e. V., Gerold Wucherpfennig MdL, des Priors des Zisterzienserklosters Bochum-Stiepel, Pater Prof. Dr. Maximilian Heim OCist., des Guardians des Franziskanerklosters auf dem Hülfensberg, Bruder Heribert Arens OFM, und des Duderstädter Bürgermeisters Wolfgang Nolte. Neben der Geschichte der Vereine in der Fremde und des Bundes spiegelt die Festschrift auch die lange Eichsfelder Wallfahrtstradition nach Bochum-Stiepel und die langjährige Krippenfeier der Eichsfelder in Recklinghausen-Stuckenbusch wieder. Erwähnung findet darüber hinaus auch das große Engagement der Eichsfelder in der Fremde bei der Errichtung des Konrad-Martin-Kreuzes auf dem Hülfensberg. Auch der Bekennerbischof von Paderborn, dem die Eichsfelder mit diesem Kreuz ein bleibendes Denkmal gesetzt haben, wird den Leserinnen und Lesern näher gebracht. Abgerundet wird die Broschüre durch einen geschichtlichen Überblick über das Eichsfeld unter der Überschrift "Unser Eichsfeld - Glaube, Brauchtum, Tradition". Die Festschrift kann direkt beim Bund der Eichsfelder Vereine in der Fremde e. V., c/o Christian Herker, Ratiborer Str. 5, 44795 Bochum, Telefon: 0234/473453, Email: christianherker@yahoo.de zum Preis von 2,50 EUR (bei Versand: zuzüglich Porto) erworben werden. Das
Jubiläum des Bundes der Eichsfelder Vereine in der Fremde e. V. wird im Rahmen der Eichsfeldtage 2010 vom 19. August bis 23. August in Teistungen in einem angemessenen Rahmen gefeiert.
Text und Foto: Christian Herker, Bochum Foto: Festschrift: 100 Jahre Bund der Eichsfelder Vereine in der Freunde e.V.
Lutherfalle und Flüsterbogen
Heimatkundler auf den Spuren der Zisterzienser im Kloster Walkenried

Etwa 30 interessierte Heimatkundler fanden am Samstag, den 12. September den Weg zu einer Zeitreise ins Mittelalter im Kloster Walkenried am Südrand des Harzes. Nachdem Peter Anhalt, der Vorsitzende des Vereins für eichsfeldische Heimatkunde, die anwesenden Eichsfelder begrüßt hatte, wurden zwei Gruppen gebildet, die jeweils einen geführten Rundgang durch das Kloster Walkenried genossen. Walkenried war die dritte Klostergründung der Zisterzienser in Deutschland und als älteste und zweitweise reichste Zisterzienserabtei Niedersachsens besaß sie eine herausragende Bedeutung. Während der Führung erfuhren die Eichsfelder, dass von den Gebäuden der ersten Klosteranlage nichts erhalten geblieben ist, jedoch Mauerreste und Fundamente der romanischen Klosterkirche und der Klausurbauten wurden archäologisch in den 80er Jahren ergraben. Die Führung im Klostermuseum schloss mit einem Einblick in die Ausstellung "Der weiße Konzern" ab. Hier wurden anschaulich die Faktoren dargestellt, mit denen das Kloster, wie ein großer Konzern arbeitete, und schnell zu einer wirtschaftlichen Blüte gelangte. Entscheidend, so
erfuhren die Interessierten, war das straffe, zentralistische Organisationsgefüge und das Prinzip der Eigenwirtschaft, das die Verwaltung und Bewirtschaftung der verstreut liegenden Güter und Liegenschaften ermöglichte. Wesentlichen Anteil hatten hieran die Laienbrüder. Um 1200 besaß die Abtei Walkenried bereits elf land- und forstwirtschaftliche Höfe, dazu kamen einige für den Absatz der Produkte wichtige Stadthöfe, drei Weingüter, außerdem Forsten, Bergwerks- und Hüttenbetriebe im Harz, Steinbrüche und zahlreiche Fischteiche. Erst die Wirren des Bauernkrieges läuteten endgültig den Niedergang des Klosters ein, denn es kam zu gewaltsamen Beschädigungen und Plünderungen, von denen es sich nicht mehr erholen sollte. 1578 übernahmen die Grafen von Hohnstein die Verwaltung des Klosters und Reichsstiftes. Nach deren Aussterben ging Walkenried an die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg. Als Folge des Dreißigjährigen Krieges wurde 1648 der Konvent aufgelöst und das Stift säkularisiert. Abschließend besichtigten die Gruppen den verglasten Kreuzgang, der als Besonderheit zum Teil doppelt also zweischiffig ausgeführt ist, den Kapitelsaal, das Brunnenhaus und Refektorium und weitere Baulichkeiten der gotischen Gesamtanlage. Besonders beeindruckend war der Blick in die Büßerzelle sowie in eine Aussparung, eigentlich ein mittelalterlicher Abfallschacht, durch den angeblich Martin Luther von den tückischen Mönchen in die Tiefe gestürzt werden sollte und das Ausprobieren des Flüsterbogens im Kreuzgang, als geheimes "Telefon" bzw. einzige Möglichkeit der Mönche heimlich untereinander zu sprechen.
Text und Foto: Anne Severin, Heiligenstadt
"Bis der Papst kommt…"
Heimatkundler auf dem Scharfenstein

Etwa 55 Teilnehmer konnte der Vorsitzende des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, Peter Anhalt, am Samstag (20.06.) auf dem Scharfenstein begrüßen. Leider nahmen keine Mitglieder des Vereins Goldene Mark die Exkursion wahr, wie Peter Anhalt bemerkte. Denn seit diesem Jahr führt der VEH seine Veranstaltungen zusammen mit dem Heimatkundeverein des Untereichsfeldes durch.
Bei durchwachsenem Wetter begann der durch Dr. Leuckefeld aus Leinefelde geführte geistige Gang durch die Historie der Burg. Auf der Burgterrasse erläuterte er eindrucksvoll und fundiert die wichtigsten Ereignisse des Scharfensteins von der ersten urkundlichen Erwähnung über den Amtssitz bis hin zum geplanten christlichen Begegnungszentrum. Leuckefeld verwies auf das kürzlich erschienene Buch: "800 Jahre Burg Scharfenstein 1209-2009. Beiträge zur Geschichte von Burg und Amt Scharfenstein im Eichsfeld" (Hrsg. im Auftrag der Stadt Leinefelde-Worbis und Günther Henkel), Duderstadt 2009. Hier sind alle wichtigen Fakten nachzulesen.
Im Anschluss an Leuckefelds Vortrag wurde die Burg zu Fuß einmal umrundet, wobei insbesondere die aktuellen Baumaßnahmen in den Fokus des Interesses fielen. Herr Hunold von der Stadtverwaltung Leinefelde verwies auf den derzeitigen Stand des Umbauwesens am sog. Vorwerk der Burg, wobei er bedauerte, dass die Kernburg weiterhin unzugänglich ist und dessen privater Besitzer derzeit kein Interesse an irgendwelchen Baumaßnahmen seinerseits zeige. So komme die Stadt Leinefelde in ihrer Rolle des Investors zuvor, z. B. eine Kapelle, ein Standesamt mit anschließenden Feierräumlichkeiten einzurichten. Weiterhin wird an der Umsetzung von Pilgerzimmern, Begegnungs- und Seminarräumen sowie einem Museum gearbeitet. Der Eichsfelder Kunstverein soll sein Domizil auf dem Scharfenstein bekommen. Etwa 3,3 Millionen Euro sollen noch verbaut werden. In etwa 2 Wochen wird der Ausbau der Straße zum Scharfenstein beginnen, damit der Papst dann auf leichtem Wege die Kapelle zur "St. Benedikt-Kapelle" weihen kann, wenn er denn kommt…
Text und Foto: Anne Severin, Heiligenstadt; Foto: Dr. Gerd Leuckefeld informiert die zahlreichen Heimatkundler auf den Scharfenstein.
Waren römische Legionäre im Eichsfeld?
Gemeinsame Exkursion des Vereins für Heimatkunde und des Heimatvereins Goldene Mark zum Römerlager bei Hedemünden

Waren römische Legionäre auch im Eichsfeld? Diese Frage beschäftigte u.a. die Teilnehmer der Mai-Exkursion des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde und des Heimatvereins Goldene Mark im Römerlager bei Hedemünden. Nur einen Tagesmarsch von Heiligenstadt entfernt, errichteten die Römer unter dem Feldherrn Nero Claudius Drusus an strategisch günstigerer Stelle (an einer Werrafurt), ein Versorgungs- und Marschlager.
Das archäologisch gut untersuchte Lager I hat eine Länge von 320 m und eine maximale Breite von 150 m. Es war komplett mit einer Wallanlage umgeben, die heute noch eine Höhe von ungefähr einem Meter aufweist und gut erkennbar ist. Die Innenbebauung bestand aus hölzernen Vorratsbauten und Zelten. Das Lager war für ca. 80 Mann ausgelegt.
Wichtig war seine Bedeutung als Versorgungsstützpunkt. Durch das Lager konnte Bevorratung mit Nahrungsmitteln sowie die Vorhaltung von Werkstätten und Ersatzteilen für die Ausrüstung des Militärs und des Trosses sichergestellt werden.
Mit Hilfe der gefunden Geräte und Waffen, besonders aber durch die Münzfunde lassen sich die römischen Aufenthalte in die Zeit von 27 vor bis 14 nach Christus eingrenzen. In dieser Zeit fanden römische Vorstöße tief in das germanische Gebiet bis an die Elbe statt.
All diese interessanten Informationen und anschauliche Einblicke in die Ausgrabungsarbeiten erhielten die ca. 40 Exkursionsteilnehmer von Michael Beuermann, der die Ausgrabungen von Anfang an mit begleitete und kürzlich auch ein Audioguide erstellte, das über das Internet herunter geladen werden kann.
So erfuhren die Eichsfelder, dass es ganz einfach sei, den Spuren der Römer zu folgen. All ihre Wege sind markiert mit verloren gegangenen Sandalennägeln. In der Nähe des Römerlagers konnten so die einstigen Wege nachgewiesen werden. Ob die Römer vor 2000 Jahren von Hedemünden aus auch dem Tal der jungen Leine in das Eichsfeld folgten, muss nicht für immer ein Geheimnis bleiben. Es muss nur nach römischen Sandalennägeln gesucht werden.
Text und Foto: Peter Anhalt, Steinbach; Foto: Michael Beuermann informiert die Heimatfreunde aus dem Eichsfeld über das Römerlager bei Hedemünden.
Verein für Eichsfeldische Heimatkunde und das Dingelstädter Stadtjubiläum
Jahreshauptversammlung 2009 in Dingelstädt

Einhundertfünfzig Jahre Stadt Dingelstädt waren der Anlass, dass sich die Mitglieder des Vereins zur diesjährigen Jahreshauptversammlung im Gemeindehaus der Dingelstädter Kirchengemeinde "St. Gertrud" trafen. Das Interesse am Vereinsleben bei den Mitgliedern ist außerordentlich groß, denn der Saal war bis zum letzten Stuhl gefüllt. Nahezu 100 Mitglieder und Gäste hatten sich eingefunden, die vom Bürgermeister der Stadt Dingelstädt, Arnold Metz, auf das Herzlichste begrüßt wurden. Arnold Metz ging in seiner Ansprache auf die Entwicklung Dingelstädts in Vergangenheit und Gegenwart ein. Dingelstädt sei eine Stadt der Handwerker, Gewerbetreibenden und des Mittelstandes, sagte er. Dies alles gelang nur dadurch, dass sich die Bewohner der Stadt einbringen und zusammenstehen.
Ebenso herzlich begrüßte der Vorsitzende des Vereins, Peter Anhalt, die Anwesenden. Nach den üblichen Formalitäten würdigte Anhalt die Aktivitäten des Vereins und hob hervor, dass das Jahr 2008 für die Vereinsarbeit ein recht erfolgreiches Jahr war. Der Schwerpunkt der Arbeit lag einmal bei den angebotenen Veranstaltungen und der Herausgabe des Eichsfeld-Jahrbuches welches bereits zum 16. Mal erschien. 2008 gab es eines der bisher das umfangreichsten Jahrbücher in der Vereinsgeschichte.
Das Jahrbuch und viele andere Aktivitäten kosten jedoch auch Geld, so dass der Verein im Jahre 2008 mehr Ausgaben als Einnahmen zu verzeichnen hatte. Durch Rücklagen in vorhergehenden Jahren konnten Probleme aber abgefangen werden. Es besteht also keine Gefahr für eine Krise.
Die Arbeit der einzelnen Arbeitskreise prägt weiterhin die Vereinsarbeit. Neben dem seit Schaffung des Kreise wirkenden Arbeitskreis Heimatgeschichte kam es zur Bildung von zwei neuen Arbeitskreisen: "Eichsfelder Jakobusweg" und "Architekturforschung im Eichsfeld." Beide Kreise suchen noch weitere Mitarbeiter. Auskunft erhalten Interessenten auch im Internet unter www.veh-eichsfeld.de.
Jede JHV hat auch neben den Formalitäten einen Höhepunkt. Diesmal war es der Vortrag von Elmar Golland unter dem Titel "Wänn's mant wohr äs?" - 150 Jahre Dingelstädt. In seiner unnachahmlichen Art ging Golland in erster Linie auf Persönlichkeiten aus Dingelstädt in Vergangenheit und Gegenwart ein. Im Laufe der Geschichte sind aus diesem Ort eine ganze Anzahl erfolgreicher Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie Ärzte, Politiker, Priester und Bischöfe hervorgegangen oder haben dort gewirkt.
Auch der Buchtausch oder der Kauf antiquarischer Bücher war wiederum möglich. Am Schluss gilt es wiedereinmal Dank zu sagen, Dank an den Gastgeber, die Stadt Dingelstädt, dem Dingelstädter Verein für Heimatpflege unter Leitung von Ewald Holbein für die freundliche Bewirtung mit Kaffee und den berühmten Dingelstädter Breikuchen.
Text und Foto: Heinz Scholle, Heiligenstadt; Foto: Festredner Elmar Golland
Aktuelle Mitteilungen für unsere Vereinsmitglieder
Sehr geehrte Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde,
zusätzlich zum Jahrbuch ist die Einladung zur Jahreshauptversammlung die einzige Möglichkeit, alle Mitglieder zu erreichen und Informationen weiterzuleiten. Wie in jedem Jahr nutzen wir hiermit diese Gelegenheit.
Die Mitgliedern des Dingelstädter Vereins für Heimatpflege und besonders ihr Vorsitzender Ewald Holbein sorgen für die Rahmenbedingungen bei unserer diesjährigen Jahreshauptversammlung. Sie organisierten die Räumlichkeiten, gestalten das Rahmenprogramm und kümmern sich um unsere Verpflegung vor und während der Versammlung. Wir werden uns in Dingelstädt gewiss sehr wohl fühlen. All den Dingelstädtern, die bei der Vorbereitung und Durchführung unserer Jahreshauptversammlung mithelfen, sei hiermit vorab herzlich gedankt.
Jahrbuch 2008Wie in jedem Jahr haben wir unser Jahrbuch zusammen mit dem Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) im Rahmen einer Autorenkonferenz im Dezember 2008 vorgestellt. In diesem Jahr waren wir Gäste der Stadt Leinefelde-Worbis. Im "Wasserturm" in Leinefelde wurde mit 340 Seiten eines der umfangreichsten Jahrbücher unserer Vereinsgeschichte präsentiert. 20 Autoren lieferten ihre Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Eichfeldes. 96 Abbildungen sowie 51 Tabellen und Diagramme bereichern die Texte.
Den Autoren, den Mitgliedern des Redaktionskollegiums mit dem Schriftleiter Thomas T. Müller und dem Lektor Josef Keppler sind wir für ihre ehrenamtliche Arbeit besonders dankbar. Doch ohne Sie, die Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, könnte unser Jahrbuch in dieser Form nicht erscheinen. Zusammen mit den Mitgliedern des Heimatvereins Goldene Mark tragen Sie durch ihren Vereinsbeitrag einen wesentlichen Anteil an der Finanzierung des Jahrbuches.
Deshalb sei Ihnen, den Mitgliedern des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, an dieser Stelle für ihr Interesse und ihre Treue ganz herzlich Dank gesagt.
Im Dezember 2008 trafen sich in Bornhagen 14 Interessierte, um einen neuen Arbeitskreis im Verein für Eichsfeldische Heimatkunde zu gründen. Er nennt sich "Eichsfelder Jakobusweg" und hat das Ziel ¡ historische Jakobuswege im Eichsfeld zu erforschen ¡ Spuren der Jakobusverehrung aufzuspüren ¡ Wege und Orte der Jakobusverehrung zu beschreiben, zu reaktivieren und zu kennzeichnen ¡ ein Pilgerwegenetz im Eichsfeld aufzubauen ¡ Jakobus-Wallfahrten zu organisieren.
Wer in diesem Arbeitskreis mitarbeiten möchte, ist herzlichst willkommen. Arbeitskreisleiter und Ansprechpartner sind Siegfried Arand und Frank Kaufhold aus Uder (info@lingemann-gymnasium.de und scoutjak@web.de).
Architekturforschung im EichsfeldWenn im Eichsfeld Veröffentlichungen über Architektur erscheinen, handelt es sich meist um Kirchenbauten. Es gibt aber eine Vielzahl von anderen Objekten, die durchaus interessant sind, deren Architektur aber nur selten erforscht und beschrieben wird. Peter I. Kirsten aus Arenshausen wünscht sich, dass im Verein für Eichsfeldische Heimatkunde ein Arbeitskreis für historische Bau- und Architekturforschung gegründet wird. Wenn sich jemand von Ihnen oder aus Ihrem Bekanntenkreis für Architektur interessiert und mit Gleichgesinnten Kontakte knüpfen möchte, kann er sich beim Vorstand oder direkt bei Herrn Kirsten melden (PeterKirsten@gmx.de).
Internierte des Landkreises EichsfeldWinfried Körner aus Dingelstädt arbeitet mit einigen weiteren Interessierten an der Erforschung der Lebensschicksale von Eichsfeldern, die nach dem Zweiten Weltkrieg interniert wurden. Viele von ihnen kehrten nie wieder in die Heimat zurück. Dieses bisher kaum behandelte, brisante Thema darf nicht in Vergessenheit geraten und sollte erforscht werden. Wer Interesse hat mitzuarbeiten oder Informationen weitergeben möchte, kann sich an den Vorstand des Vereins oder direkt an Winfried Körner in Dingelstädt wenden (win_koe@web.de). Während unserer diesjährigen Ortschronistenkonferenz wird Herr Körner die Thematik ausführlicher vorstellen.
Spenden für BuchprojekteDie Mitgliedsbeiträge werden hauptsächlich für die Herausgabe des Jahrbuches verwendet. Viele Vereinsaktivitäten werden durch ehrenamtliche Arbeit abgedeckt und verursachen kaum Kosten. Unser Verein unterstützt insbesondere aber satzungsgemäß die Herausgabe wissenschaftlicher Eichfeldliteratur. Wir freuen uns immer sehr, wenn unsere Mitglieder durch zusätzliche Spenden besondere Buchprojekte ermöglichen. Im Jahr 2009 wollen wir die Arbeit von Torsten Müller aus Mackenrode "Flüchtlinge und Vertriebene im Eichsfeld 1945-1953. Dargestellt am Beispiel des Dekanates Heiligenstadt" herausgeben. Die Diplomarbeit wurde 2007 am Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit der Universität Erfurt bei Professor Dr. Josef Pilvousek vorgelegt, mit "sehr gut" bewertet und verdient es, einem breiterem Leserkreis bekannt gemacht zu werden.
Ihre Spende können Sie auf unser Konto bei der Kreissparkasse Eichsfeld überweisen: Konto-Nr. 200004123, BLZ 820 570 70.
Liebe Vereinsmitglieder, seit Jahren haben wir den Mitgliedsbeitrag konstant bei 15 € gehalten. Dies möchten wir auch in den nächsten Jahren so beibehalten. Bei einer gleichbleibenden Mitgliederzahl ist das auch künftig möglich. Leider sind die Mitgliederzahlen aber leicht rückläufig. Unterstützen Sie uns bitte bei der Mitgliederwerbung. Sprechen Sie Freunde und Bekannte an. Sie wissen, dass in dem Mitgliedsbeitrag die Lieferung des Jahrbuches enthalten ist. Im Buchhandel kostet das Jahrbuch 25 €. Dies ist sicher ein schlagkräftiges Argument für den Beitritt heimatgeschichtlich Interessierter in unseren Verein.
Sechzehn Jahre jung, aber voller guter Seiten
Eichsfeld-Jahrbuch 2008, 16. Jahrgang vorgestellt

Der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde und der Heimatverein Goldene Mark hält für seine Mitglieder die verschiedensten Höhepunkte im Laufe eines Jahres bereit, wie zahlreiche Vorträge, Exkursionen und Gedenkgottesdienste. Einen ganz besonderen Höhepunkt für alle Mitglieder aus Nah und Fern, für wissenschaftliche Institutionen, Bibliotheken und Archive stellt das Erscheinen des "Eichsfeld-Jahrbuches" dar, welches im Jahre 2008 zum 16. Mal herausgegeben wurde.
Die Stadt Leinefelde-Worbis hatte den schönen Saal im Wasserturm der Stadtverwaltung für die Autorenkonferenz zur Vorstellung des Jahrbuches zur Verfügung gestellt. Ortsbürgermeister Siegfried Klapprott begrüßte die zahlreichen Gäste, unter ihnen insbesondere die Autoren des diesjährigen Jahrbuches. Lang ist die Liste derer, die im Autorenverzeichnis aufgelistet sind. Zwanzig meist schon bekannte Autoren haben mit ihren Beiträgen zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Eichsfelder Geschichte hervorragende Beiträge veröffentlicht. Erfreulich dabei ist, dass sich auch immer wieder neue, junge und noch wenig bekannte Autoren einbringen und ihre Erkenntnisse veröffentlichen.
Es sind beileibe nicht nur im Eichsfeld wohnende Autoren, sondern auch Autoren, die ihre Wurzeln einmal im Eichsfeld hatten oder auf andere Art und Weise dem Eichsfeld sehr verbunden sind. Sie kommen z. B. aus Berlin, Marburg, Göttingen, Goslar, Nordhausen, Mühlhausen, Hannover und anderen Orten der Bundesrepublik.
Einen Ort möchte ich aber keineswegs unerwähnt lassen, obwohl er im Eichsfeld liegt: Lindewerra. Von dort kommt seit 16 Jahren der Lektor des Jahrbuches, Josef Keppler. Auch wenn das Jahrbuch das Gemeinschaftswerk vieler ist, so würde es ohne die unermüdliche Arbeit des Lektors gar nicht oder sehr verspätet erscheinen. Viele Stunden seiner Freizeit opfert J. Keppler für die Herausgabe und zudem für die Zusammenstellung der Eichsfeldbibliografie. Für den jüngsten Jahrbuchband hat er 62 Titel von neuen Beiträgen, Büchern u. v. a. zur Geschichte des Eichsfeldes gefunden. Damit enthält die Gesamtliste der "Neuen Literatur über unsere Heimat", die hier auf der Vereinsinternetdarstellung mit insgesamt 1.076 Titel angesehen werden kann. Josef Keppler war es auch, der in der Autorenkonferenz das Eichsfeld-Jahrbuch, seine Autoren und ihre Beiträge vorstellte. Eine ausführliche Besprechung des Titels enthält das Heft 1/2009, S. 29 der "Eichsfelder Heimatzeitschrift".
Thomas T. Müller referierte im Anschluss an die Vorstellung zum Thema "Burgen - Bauern - Bettelmönche. Ein Streifzug durch 1111 Jahre Eichsfelder Geschichte". In der Pause, in der sich die Teilnehmer mit einem kleinen Imbiss stärken konnten, kam es zu zahlreichen und fruchtbaren Gesprächen der Teilnehmer untereinander. Ein junger Autor, Torsten W. Müller, sprach über "Bayerischen Barock im Eichsfeld" am Beispiel seiner Heimatkirche "St. Martin" in Mackenrode. In seinem Schlusswort sprach der Vorsitzende des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, Peter Anhalt aus Steinbach, den Dank an die Autoren und an die Stadt Leinefelde-Worbis aus.
Text und Foto: Heinz Scholle, Heiligenstadt; Foto: Ein Jahrbuch hat viele Väter: v.l.n.r. Helmut Mecke, Helmut Bömeke, Anne Severin, Josef Keppler, Thomas T. Müller, Peter Anhalt.
Zeitreise durch 190 Jahre Druckerei Cordier
Vereinsmitglieder des VEH zu Gast im Druck- und Verlagshaus Cordier

Die Druckerei und der Verlag Cordier öffneten am 15. November 2008 für rund 50 Interessierte ihre Tore. Eingeladen zu einem Vortrag und Rundgang im Jahr des 190. Bestehens der Druckerei hatte der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, wie der Vorsitzende Peter Anhalt in der Begrüßung darlegte. Bernhard Cordier leitete anschließend zum Vortrag des Historikers Manuel Müller hin, der intensiv die "Schwarze Kunst" bzw. die Geschichte der Druckereien auf dem Eichsfeld erforscht hat.
Die Ursprünge der Druckerei Cordier sind eng mit der Druckerei und dem Zeitungsverlag Johann Christoph Dölle, welche aus der Druckerei Schmidt in Heiligenstadt hervorging, verwoben, so Müller. Die Döllsche Druckerei führte ab 1812 der Schwiegersohn Christoph Dölles, Carl Dietrich Ludwig Brunn, weiter. Denn vorher hatten sich die Wege der Brüder J. Christoph und J. Martin Dölle getrennt. Nach dem Tod von J. Martin Dölle, der inzwischen eine eigene Druckerei in der Windischen Gasse einrichtete, führte diese seine Witwe Maria Margareta weiter. 1819 erwarb Johann Friedrich Cordier jene Druckerei in der Windischen Gasse. Dies war die Geburtsstunde der Druckerei Cordier, wie Müller anschaulich verdeutlichte. Nach der Gründung des Lehrerseminars in der Lindenallee wurden zahlreiche Bücher mit pädagogischem Inhalt gedruckt. Cordier lieferte aber auch schon seit jeher viele Zeitungen und Zeitschriften. Ab 1873 wurde der berühmte Marienkalender verlegt. Die schnelle Expansion machte im Jahr 1894 einen Neubau nötig, in dem 1907-09 die Schnellpressen durch modernere Anlagen ersetzt wurden. Kurz vor dem ersten Weltkrieg wuchs die Firma auf über 40 Beschäftigte an. Rückblickend kann mit stolz auf die Verleihung eines päpstlichen Ordens im Jahr 1888 und auf den Titel "Typograph und Verleger des hl. Apostolischen Stuhls" von 1896 geblickt werden. Nach der Wiedereröffnung der Druckerei nach dem zweiten Weltkrieg erlebte der Marienkalender eine neue Blüte. Im Jahr 1965 übernahm Franz Josef Cordier die Leitung des Geschäfts, außerdem erfolgte seit der Gründung des Benno-Verlages in Leipzig eine sehr intensive und hervorragende Zusammenarbeit mit diesem. Ende der 60er Jahre erfolgte abermals eine Modernisierung des Maschinenparks bei Cordier, weiß Manuel Müller zu berichten. Eine eigene Buchbinderei wurde angegliedert. Stellvertretend für die Druckereiprodukte sei an dieser Stelle die Reihe der Eichsfelder Heimathefte genannt. Nach der Verstaatlichung des Betriebes im Jahr 1972 erfolgte die Trennung von Druckerei und Verlag, welcher dem Benno-Verlag angegliedert wurde. Seit dem Jahr 1973 fungierte für etwa 17 Jahre Heinz Scholle als Betriebsleiter des nun sog. VOB Eichsfelddruck Heiligenstadt. Im Jahr 1989 wurde der Offset-Druck eingeführt. 1991 wurde der Betrieb unter dem Namen Cordier Satz und Druck wieder Eigentum der Familie Cordier. Heute firmiert der Betrieb unter Bernhard Cordier als Cordier Druck und Medien GmbH, wobei der Verlag unter Leitung seines Vaters F. J. Cordier steht.
Bevor in der anschließenden Führung durch den Betrieb Bernhard Cordier die Maschinen sowie die vielen Schritte bis hin zum fertigen gedruckten Produkt anschaulich erläuterte, ergriff Heinz Scholle das Wort und übte Rückschau auf seine Tätigkeit im Betrieb. In großzügiger und anerkennungswerter Geste übergab er dabei Bernhard Cordier eine von ihm hauptsächlich durch Fotos gestaltete Chronik des Betriebs, die während seiner Tätigkeit als langjähriger Betriebsleiter entstand. Diese einmalige Sammlung von Dokumenten ist Zeugnis der Jahre unter staatlicher Kontrolle und zeigt einmal mehr in vorbildlicher Weise, wie die Geschichte der Stadt Heiligenstadt aktiv mitgestaltet und bewahrt werden kann.
Text und Foto: Anne Severin, Heiligenstadt; Foto: Interessierte Vereinsmitglieder im Drucksaal der Cordier Druck und Medien GmbH
Gutenberg und seine Wirkung - vier Jahrhunderte Schwarze Kunst im Eichsfeld - Frühe Drucke aus Duderstadt
Vortrag und Führung für den Verein für Eichsfeldische Heimatkunde durch die Ausstellung aus Anlass des hundertjährigen Bestehens von Mecke Druck und Verlag Duderstadt

Im Rahmen der Veranstaltungen zum 100 jährigen Firmenjubiläum von Mecke Druck und Verlag in Duderstadt zeigte der Verlag Bücher bzw. Buchtitel aus der Frühzeit des Schaffens Eichsfelder Buchdrucker im Großen Saal des historischen Rathauses der Stadt. Zu einer Sonderführung mit dem Historiker Manuel Müller M.A. waren die Mitglieder des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde und die Mitglieder des Heimatvereins Goldene Mark geladen. Helmut Bömeke, Vorsitzender des Vereins Goldene Mark und stellv. Vorsitzender des VEH begrüßte die zahlreichen Gäste aus dem Ober- und Untereichsfeld.
Frühe Drucker in Duderstadt waren: Johann Westenhoff, Drucker von 1665-1687, Johann Jobst Hunoldt, Drucker von 1687-1717, Johann Andreas Christmann, Drucker von 1717-1762, Anna Regina Christmann, Druckereiinhaberin von 1762-1785 und Ludwig Christmann, Drucker von 1785-1809.
Mecke Druck und Verlag präsentierte fast 50 bisher nachgewiesene Titel der in Duderstadt von 1666 bis 1809 tätigen Druckergeneration Westenhoff und seiner Nachfolger, die in dieser Ausstellung erstmals gezeigt wurden. Ein Teil der Bücher ist im Besitz von Helmut Mecke. Ausführliche Informationen zu diesen "Ersten Druckwerken aus dem Eichsfeld" sind in dem gleichzeitig zur Ausstellung erschienenen Buch "Die Schwarze Kunst im Eichsfeld" nachzulesen (ISBN 978-3-936617-79-5).
Foto: Historiker Manuel Müller M.A. erläuterte die von ihm mit konzipierte Austellung im Großen Saal des historischen Rathauses in Duderstadt am 18.10.2008

An Hand der im Rathaus ausgestellten Bildtafeln erläuterte Manuel Müller diese frühen Werke, ging auf ihren Inhalt und ihre Eigenheiten ein. Helmut Mecke gab fachmännisch Auskunft über die ausgestellten Bücher, über historische Werkzeuge und vieles andere, was in Vitrinen zu sehen war.
Text und Fotos: Heinz Scholle, Heiligenstadt; Foto: Helmut Mecke (im Vordergrund) zeigte den interessierten Besuchern Austellungsexponate aus seiner Sammlung der ersten in Duderstadt gedruckten Bücher.
Italien auf dem Hülfensberg
Verein für Eichsfeldische Heimatkunde (VEH) auf den Spuren der Geschichte des Hülfenskreuzes

Rund 50 Interessierte hatten sich am Samstag (27. September 2008) auf dem Hülfensberg eingefunden, um sich der Geschichte des Hülfenskreuzes zu widmen. Dr. Falko Bornschein, Kunstgutbeauftragter des Bistums Erfurt, und der Historiker Thomas T. Müller informierten umfassend und fundiert zur Restaurierungsgeschichte des Kreuzes sowie zur Frage nach dessen Herkunft. Anlass für den Vortrag gab die vor 2 Jahren stattgefundene Restaurierung der Kirche und im Zuge dessen die des Kreuzes. Bornschein erklärte, dass es von der Frühzeit an immer wieder verschiedene Restaurierungsphasen gab. So 1853/54, 1903, 1923 und eben 2006, wobei der Gehülfe erstmals wissenschaftlich auf Herz und Nieren geprüft wurde. So wurden vor zwei Jahren nicht nur Altersbestimmungen des Holzes gemacht und es von Holzwürmern befreit, sondern auch die Farbschichten der Fassung untersucht und restauriert Es wurde als "ältester Privatpatient" überhaupt im Eichsfeld-Klinikum durch computertomographische Analysen umfassend untersucht. Der Kreuzträger sowie Arme und Beine und die milden Gesichtszüge seien das Produkt späterer Restaurierungen und stammen nicht vom ursprünglichen Gehülfen. Der Grundkorpus sei aus Pappelholz, die später erneuerten und angefügten Gliedmaßen aus Linde, verriet Dr. Bornschein. Wie Thomas T. Müller bescheinigte, kam es nach der Mitte des 14. Jahrhunderts zum Aufschwung der Wallfahrt auf dem Hülfensberg und das Kreuz war exklusiver Anziehungspunkt im Rahmen der Bitte nach Seelenheil. Schon Johann Wolf gab um 1800 Hinweise, dass der Korpus früher bekleidet gewesen sein muss. Vorbild war wohl der Volto Santo, hölzernes bekleidetes Kruzifix im italienischen Lucca, so Dr. Bornschein. Ursprünglich könnte der romanische Gehülfe auch als Triumphkreuz gedient haben. Müller verwies auf die mögliche Erstausstattung der St. Martins-Kirche in Heiligenstadt. Wissenschaftlich belegen ließ sich das bisher jedoch noch nicht, wie einige andere bekannte Sagen um den Hülfensberg und die Herkunft des Kreuzes. Aber die beiden Forscher sind des Rätsels Lösung dicht auf den Fersen. Veröffentlicht werden die Ergebnisse bald in einem Buch zum Gehülfen.
Text: Anne Severin; Foto: Thomas T. Müller (2. v. links) und Dr. Falko Bornshein (2. v. rechts), erläutern die Restaurierung des Hülfenskreuzes in der Wallfahrstkirsche auf den Hülfensberg am 25.09.2008 Foto: A. Severin
Für Gott und die Welt!
Verein für Eichsfeldische Heimatkunde auf den Spuren der Franziskaner

Fast 60 Teilnehmer konnte am 19. Juli der Direktor der Mühlhäuser Museen, Thomas T. Müller, zur Führung durch die Ausstellung "Für Gott und die Welt - Franziskaner in Thüringen" in der Kornmarktkirche zu Mühlhausen begrüßen. Die durch den Verein für Eichsfeldische Heimatkunde unter Leitung von Peter Anhalt organisierte und vor Ort von Anne Severin betreute Exkursion, befasste sich mit der Geschichte der Barfüßer auf dem Gebiet des heutigen Freistaates. Mit Unterstützung des Franziskanerordens und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland haben die Mühlhäuser Museen und die in Münster ansässige Fachstelle Franziskanische Forschung die Exposition konzipiert. Mit über 100 Objekten von rund 40 Leihgebern ist es die größte je auf dem Bundesgebiet gezeigte Schau über den Orden, erklärte Müller und verwies auf den Ordensgründer, Franziskus von Assisi, der nicht nur einer der populärsten kirchlichen Heiligen ist, sondern bis auf den heutigen Tag die Menschen über die Kirche hinaus fasziniert. Thüringen sei früh durch den Franziskaner-Orden geprägt worden, denn schon 1224 kamen die Franziskaner nach Erfurt und verbreiteten sich von dort aus. Ihre Tradition wirkt noch nachhaltig, hier erinnerte Müller z. B. an den Hülfensberg, auf dem heute noch Franziskaner wirksam sind. Nicht nur ein Modell des Klosters Worbis, sondern besonders ein reich verzierter Mühlhäuser Bruderschaftsbrief des Franziskaner-Provinzialministers Ludwig Hennig aus dem Jahr 1515 sowie einige Inkunabeln (die ersten Buchdrucke bis 1500) erregten besonders das Interesse der zahlreichen Teilnehmer aus dem Eichsfelder- und Mühlhäuser Raum.
Text: Anne Severin Foto: Exkursion des VEH´s zur Franziskaner-Ausstellung in der Mühlhäuser Kornmarktkirche am 19.07.2008, A. Severin
Oh Burg aus alter Zeit!
Verein für Eichsfeldische Heimatkunde erkundete die Burgruine Altenstein

Exkursion des VEH`s zum Altenstein am 17.05.2008.
Foto: A. Severin
Am 17. Mai 2008 führte die erste Exkursion des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde in diesem Jahr etwa 40 Teilnehmer auf die Burg Altenstein bei Asbach. Begleitet wurde die Exkursion durch den Eschweger Stadtarchivar Dr. Karl Kollmann und York-Egbert König, beide Vorstandsmitglieder der Historischen Gesellschaft des Werralandes. Auch die Bürgermeisterin Asbachs, Ursel Lange, ließ es sich nicht nehmen die zahlreichen Interessierten zu begrüßen und freute sich über den Besuch der Burg Altenstein im eichsfeldisch-hessischen Grenzland.
Auf der Burg, informierten Dr. Kollmann und König über die Geschichte der Burg. So erfuhren die Wanderer, dass die Burg im Jahr 1329 zum ersten Mal erwähnt wurde. Zu diesem Zeitpunkt verpfändete Landgraf Heinrich von Hessen der Familie die Burg an Berthold von Eselskopf und Hugo aus der Mark. Bis ins Jahr 1438 blieb sie in deren Besitz. Dann gab Landgraf Ludwig von Hessen den Altenstein samt Zubehör an die Familie von Bischofshausen.
Bemerkenswert erscheint die Tatsache, dass für das Mauerwerk Sandstein sowie auch Kalkstein zugleich benutzt wurden. Der Höhepunkt aller Umbauarbeiten wurde um das Jahr 1620 unter der Bischofshäuser Adelsfamilie erreicht. 1643 verkauften sie in Finanznot den Altenstein an den Landgrafen. Von diesem Zeitpunkt an wurde der Burgbereich auch als Forsthaus genutzt. Um die Burg selbst stand es im ausgehenden 18. Jahrhundert nicht gut. Sie verfiel mehr und mehr. Carl Duval schrieb diesbezüglich 1845 treffend über den Altenstein: "Wie tief bist du gefallen, oh Burg aus alter Zeit! Ach, in den öden Hallen herrscht öde Einsamkeit."
Nachdem das Burgareal ab 1900 zunehmend als Ausflugsziel entdeckt worden war, wurde der jeweilige Förster mehr und mehr auch zum Wirt. Auch eine Wasserleitung wurde zum Altenstein verlegt.

Mitte der 1950er Jahre verlebten Schüler der Volksschulen Asbach, Lindewerra und Wahlhausen ihre Ferienspiele auf der Burg. Bis 1961 nutzte die Reichsbahndirektion Halle die Burg als Kinderferienlager. Im Jahr 1973 wurde das inzwischen teilweise zusammengebrochene Hauptgebäude des Forsthauses wegen der Grenznähe gesprengt.
Im Namen des VEH und der aufmerksamen Teilnehmer der Exkursion bedankte sich der stellvertretende Vereinsvorsitzende Josef Keppler bei den beiden Referenten für ihre Ausführungen über die Geschichte der Burg mit einem Eichsfeld-Bildband.
Text: Anne Severin; Foto: 1. Exkursion des VEH´s zum Altenstein am 17.05.2008 2. Dr. Karl Kollmann (mitte) im Gespräch mit Andreas Müller (rechts) auf dem Altenstein
Rückkehr zum Hanstein
Burgjubiläum lockte Eichsfelder Heimatkundler zur ehemaligen Grenzfeste

Die Burg Hanstein ist nicht nur für unzählige Touristen ein Anziehungspunkt, auch Historiker und Heimatfreunde beschäftigen sich immer wieder mit der alten Grenzfeste. So hat auch der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde schon mehrfach seine Jahreshauptversammlung im Umfeld der Burg abgehalten. Jüngst trafen sich die Heimatkundler im Wirtshaus "Klausenhof", um Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr zu halten.
Peter Anhalt begrüßte als Vorsitzender des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde (VEH) rund 90 Gäste im bis auf den letzten Platz gefüllten Rittersaal des Gasthauses unterhalb des Hansteins. Anlass für die Wahl des Ortes für die Jahreshauptversammlung war ein rundes Jubiläum der Burg: Immerhin 700 Jahre wird der beeindruckende Bau 2008.
In seinem Rechenschaftsbericht gab Anhalt einen Einblick in die Arbeit des Vorstandes des VEH, der mit aktuell 465 Mitgliedern noch immer zu den größten Geschichtsvereinen in Thüringen gehört. Als Schwerpunkte nannte er dabei wie in jedem Jahr die Planung der Veranstaltungen und die Herausgabe des Eichsfeld-Jahrbuches. Der 15. Jahrgang desselben war im Dezember 2007 im Alten Rathaus in Heiligenstadt während einer Autorenkonferenz vorgestellt worden. "Erstmals konnten wir dabei dank der Förderung des Landkreises Eichsfeld unseren Autoren ein kleines Buchpräsent überreichen", freute sich Anhalt.
Für dieses Jahr kündigte der Vereinsvorsitzende neben dem Jahrbuch noch zwei weitere Publikationen an. So befänden sich derzeit das vom Arbeitskreis Heimatgeschichte vorbreitete Eichsfeldlexikon ebenso in der Endphase wie ein Buch des Mackenröders Torsten Müller mit dem Arbeitstitel "Flüchtlinge und Vertriebene im Eichsfeld".
Nach den üblichen Regularien begann Vorstandsvize Josef Keppler seinen Vortrag über die Geschichte der Burg Hanstein zwischen ihrer 600- und 700-Jahrfeier mit einer "dröhnenden Fanfare". Allerdings nur im übertragenen Sinn, denn er rezitierte jene Worte aus einem 100 Jahre alten Gedicht, welches zu den Feierlichkeiten auf der Burg im Jahr 1908 geschrieben worden war. Im Verlauf seines eineinhalbstündigen Vortrages zeichnete er das Bild einer Burg, die - wie kaum eine zweite - von den politischen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts betroffen war.
Er erinnerte an die Restaurierungsmaßnahmen, die bereits im Vorfeld der 600-Jahrfeier durch die Familie von Hanstein initiiert worden waren. Aber er berichtete auch über die Anstrengungen der Denkmalpfleger im Kreis Heiligenstadt, die seit den 1980er Jahren mit viel Cleverness und Geschick den Verfall der Burg zu stoppen versuchten. "Manchmal mussten wir dabei auch Wege gehen, die um einiges von dem abwichen, was uns die übergeordneten Behörden eigentlich zugestanden hatten", erzählte Keppler aus eigenem Erleben.
Auch nach den politischen Umbrüchen ging die Sanierung von "Mitteldeutschlands schönster Burgruine", wie sie schon früher genannt wurde, weiter. Keppler nannte Zahlen, Fakten und Namen, so dass am Ende ein klares Bild entstand von dem, was sich auf und um den Hanstein im vergangenen Jahrhundert ereignet hat.
Von dessen heutigem Zustand hatten sich einige der Vereinsmitglieder bereits zuvor bei einer Führung durch die Burg überzeugen können. Vorstandsmitglied Elmar Golland sorgte für die entsprechenden Erläuterungen vor Ort.
Text: Thomas T. Müller; Foto: Klausenhof-Wirt Klaus Röhrig präsentiert Vereinsmitgliedern am Rande der Jahreshauptversammlung sein neues Wurst- und Hausschlachtemuseum
Autorenkonferenz 2007
Eichsfeld-Jahrbuch-Vorstellung im Alten Rathaus in Heiligenstadt

Zur traditionellen Autorenkonferenz mit Vorstellung des neuen Eichsfeld-Jahrbuches hatten der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde (VEH) und der Heimatverein Goldene Mark am 8. Dezember 2007 nach Heiligenstadt in das Alte Rathaus eingeladen, wo Bürgermeister Bernd Beck als Hausherr die Gäste eingangs herzlich begrüßte. In seiner Eröffnung unterstrich Helmut Bömeke, Vorsitzender des Heimatvereins Goldene Mark, dass es Aufgabe des Jahrbuches sei, fundierte Kenntnisse über die Heimat zu vermitteln. Weil dazu das Gespräch zwischen Autoren und Herausgebern, auch miteinander so wichtig sei, freue man sich über die gute Resonanz auf diese jährliche Veranstaltung. Jahrbuch-Schriftleiter Thomas T. Müller stellte den 15. Jahrgang des Eichsfeld-Jahrbuchs mit seinen 17 Beiträgen von 21 Autoren auf über 300 Seiten vor. Paul Lauerwald referierte über seinen Beitrag zu Franz Neureuter, den er gemeinsam mit Klaus-Jörg Barthel verfasst hatte. Darin hätten manche unbekannte Aspekte aufgehellt werden können, andere blieben im Dunkeln. Bei ihrer Beschäftigung mit der Eichsfelder Feuerwehrgeschichte mussten Andreas und Mathias Degenhardt sowie Jürgen Lamkowski feststellen, dass so manches Feuerwehrjubiläum auf wackligen Füßen steht. Anne Severin gab einen Überblick zu ihrem Jahrbuch-Beitrag "Rosen und Rosenkränze in Kunstwerken des Eichsfeldes". Ein Aspekt der Veranstaltung, so VEH-Vorsitzender Peter Anhalt, sei es, auch Danke zu sagen, den Autoren, dem Schriftleiter, dem langjährigen Lektor Josef Keppler. aber auch den Sponsoren und den Vereinsmitgliedern, die das Jahrbuch finanzierten.
Foto: Andreas und Matthias Degenhardt bei ihrem Vortrag über "Die historische Entwicklung des Eichsfelder Feuerlöschwesen". Text und Foto: E. Rademacher
Heinrich Neumann
unbekannter Komponist aus Heiligenstadt
Sätze wie: "Das ist aber schade" und "Das ist uns so eigentlich noch nicht passiert", konnte man am 8. November 2007 um 19 Uhr 30 im Alten Rathaus aus mehreren, der insgesamt nur erschienenen 10 Münder hören. Auch wenn der Vortrag von Johann van Kalker, Bad Homburg, über den Heiligenstädter Klarinettisten Neumann nur vor einem sehr kleinen Publikum gehalten wurde, gab es dem interessanten und für die Region neuen Thema keinen Abbruch. Der Pilot, gebürtige Niederländer und Klarinettist van Kalker referierte im Rahmen eines gemeinsam vom Verein für Eichsfeldische Heimatkunde und dem Heiligenstädter Geschichts- und Museumsvereins organisierten Vortragsabends über den 1792 in Heiligenstadt geborenen Heinrich Neumann. Leider fehlen bisher Informationen über die Eltern Neumanns ebenso wie genaue Daten über seine Geschwister. Es lassen sich daher nur Vermutungen anstellen, so könnte der Vater eventuell ein Militärmusiker gewesen sein. Ob Neumann verheiratet war und Kinder hatte, ist bis dato ebenso nicht bekannt. Hier wäre eine durchaus lohneswerte Recherche in den eichsfelder Pfarrarchiven wünschenswert. Sicher ist, dass Neumann Klarinette (seine Musiklehre absolvierte er in Frankfurt am Main), Oboe, Geige und Bassetthorn spielte. 1821 bewarb sich Neumann bei der Dommusik in Paderborn. Im Jahr 1822 erhielt Neumann eine Stelle als Oboist. Er wechselte bald darauf zum Detmolder Leopoldschor, wo er als Musikmeister fungierte. Durch die Arbeit als Militärmusiker war er jedoch zu vielfältigen Aufgaben verpflichtet. 1825 versuchte man Heinrich Neumann wieder nach Paderborn zurückzuholen, er blieb jedoch in Detmold Kapellmeister, wozu er 1828 ernannt wurde. Auch im Jahr 1829 lehnte er einen Ruf nach Kassel ab. Die Werke Neumanns aus der Detmolder Zeit werden in der Detmolder Landesbibliothek verwahrt. Neumann schien jedoch ein ganz passabler Arrangeur gewesen zu sein. Van Kalker nannte ihn den "ersten James Last". Neumann schrieb zahllose Bearbeitungen in Detmold, wie auch eigene Kompositionen, wobei es einige unnummerierte Werke darunter gibt, d. h. diese Werke besitzen keine Opuszahlen. 30 Detmolder Werke sind bisher bekannt. Von Detmold aus ging er 1829 nach Antwerpen. Er blieb dort bis 1833. Aus dieser Zeit ist ein Werk unter der Opusnummer 43 bekannt, welches er seinen Schülern widmete. Das heißt, Neumann gab also auch in Antwerpen Musikunterricht. Neumanns Werke 2 bis 29 sind im Musikverlag André Offenbach erschienen. 1833 ging Neumann nach Köln, wo er zunächst als Kapellmeister, später als Klarinettist im 28. Preußischen Infanterie-Regiment diente. Aus der Kölner Zeit ist recht wenig bekannt. Lediglich 1837 gab er ein Konzert für Heiligenstädter, die bei einem kleinen Brand in der Stadt ihr Hab und Gut verloren hatten. Nach seinem Weggang aus Köln im Jahr 1839 gibt es auch keine nachweislichen Werke mehr. Neumann ging wohl nach Thüringen zurück. Ob er wieder in Heiligenstadt wohnte, bleibt bisher im Unklaren. 1855 beteiligte er sich in Mannheim an einem Wettbewerb mit seiner ersten Sinfonie, die er allerdings schon einige Jahre früher geschrieben hatte. Der geschickte, fleißige und gebildete Komponist Heinrich Neumann, wie in van Kalker benannte, soll am 4. April 1869 in Heiligenstadt gestorben sein.
Text: Anne Severin
Ein Denkmal edler Glaubenskraft
Heimatkundler waren in Küllstedt unterwegs

Die letzte Exkursion des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde in diesem Jahr führte am 29. September nach Küllstedt. Trotz ausgesprochen widrigen Wetters hatten sich rund 25 Interessenten auf den Weg gemacht, um Näheres über die größte Dorfkirche des Eichsfeldes zu erfahren und sich in der Heimatstube umzusehen. Wegen des Wetters wurde auf den Stationsweg und die Besichtigung der Antoniuskapelle verzichtet. Nach Begrüßung der Teilnehmer in der Pfarrkirche "St. Georg und Juliana" durch Vereinsvorsitzenden Peter Anhalt und Elisabeth Töpfer von der Gemeindeverwaltung stellte Ortschronist Stefan Sander das Gotteshaus näher vor. Wie der Referent erläuterte, wurde die heutige Kirche 1930 auf dem Platz der Vorgängerkirche erbaut, wobei der alte Turm integriert wurde. Die Kirche ist 49 Meter lang, 20 Meter breit und zählt 700 Plätze für Erwachsene und 120 für Kinder. Hinzu kommen über 100 Plätze auf der Orgeltribüne und Stehplätze in den Seitenschiffen, so dass das Haus schon 1800 Personen Platz geboten habe. Der Ort zählte zur Bauzeit rund 2500 Einwohner. Im weiteren ging Sander auf Ausstattung, Glocken und die Orgel mit ihren 1866 Pfeifen ein. Ein "Denkmal edler Glaubenskraft" war die Kirche bei der Einweihung 1931 genannt worden. Der Bau hatte 310.000 Mark gekostet, zwei Drittel davon hatte der preußische Staat als Patron zugeschossen. Ein schwarzer Tag in der Kirchengeschichte des Ortes war der 19. Juni 1966, wo eine Windhose den Turmaufsatz hinweg gefegt hatte. Durch die benachbarte Heimatstube führte dann Elisabeth Töpfer. Die Heimatstube war 1994 mit einem Raum eingerichtet und in den Jahren 2000 und 2005 um weitere Räumlichkeiten erweitert worden. Besonders Interesse fand der intakte Handwebstuhl im Erdgeschoss, an dem Maria Müller dessen Arbeitsweise demonstrierte. Sie selbst hatte über 30 Jahre an solch einem Stuhl gearbeitet. (er).
Foto: Beim Beusch der Heimatstube demonstrierte Maria Müller (M.) die Wirkungsweise eines Handwebstuhls. Über 30 Jahre hatte sie an einem solchen Stuhl gearbeitet. Foto: E. Rademacher
Das Mehl für tägliche Brot
Heimatkundler besuchten Büschlebs Mühle am 14. Juli 2007

Die dritte Exkursion des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde in diesem Jahr führte am 14. Juli in die traditionsreiche Handelsmühle Büschleb vor den Toren von Worbis. Rund 30 Heimatfreunde und Interessenten konnten dazu begrüßt werden. Zunächst gab Heimatfreund Gerhard Müller eine Übersicht zum Mühlenstandort Worbis. Innerhalb des Stadtgebietes trieb die Wipper einst fünf, die Hahle zwei Mühlen. Die erste Wippermühle war kaum 200 Meter von der Wipper entfernt. Erstmals wird in Worbis 1311 eine Mühle, die Klostermühle, erwähnt. Büschlebs Mühle wird erstmals 1663 als Pulvermühle genannt, seit 1828 ist sie im Besitz der Familie Büschleb. Über die Mühlengeschichte seither informierte Müllermeister Wilhelm Büschleb mit einer Diaschau. Während die Stadt erst 1923 elektrischen Strom bekam, erzeugte die Mühle schon zwei Jahre vorher Strom. Seit 1994 wird die Wasserkraft ausschließlich zur Stromerzeugung eingesetzt. Pro Jahr werden etwa 40 bis 50.000 Kilowattstunden erzeugt. Das bedeutet u.a. Vermeindung von rund 50 Tonnen Kohlendioxid im Jahr. Der Ausfall der ehemaligen Großbäckereien Heiligenstadt und Nordhausen nach der Wende hatte einen starken Rückgang des Mehlabsatzes zur Folge. Heute beliefert die Mühle kleinere Bäckereien in der Region. 15 Tonnen Mehl könnten in 24 Stunden produziert werden. Eine bemerkenswerte Besonderheit ist der über hundert Meter lange Aquädukt, der das von der Wipper abgezweigte Wasser dem über sechs Meter großen oberschlächtigen Wasserrad zuführt und mit acht Umdrehungen pro Minute antreibt. Als weiteres Standbein hat Büschlebs Mühle den Handel mit Baustoffen, Futtermitteln und Reitsportzubehör aufgebaut. Bei Kaffee und Kuchen oder einem erfrischenden Getränk ließen die Gäste die aufschlussreiche Exkursion ausklingen. (er).
Foto: Müllermeister Wilhelm Büschleh (vorn) erläutert den Gästen die Mühle, E. Rademacher
Zwei Kirchen und ein Gut
VEH-Exkursion nach Bernterode/H. am 9. Juni 2007

Trotz nahezu tropischer Temperaturen erfreute sich die jüngste Exkursion des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde (VEH) am 9. Juni in Bernterode bei Heiligenstadt eines regen Zuspruchs. Rund 60 Teilnehmer waren gekommen, um sich die beiden katholischen Kirchen des Ortes sowie das alte Gut anzusehen und mehr darüber zu erfahren. In dem pensionierten Lehrer Hans Rheinländer hatte der VEH einen hervorragenden Kenner der lokalen Geschichte und Führer durch die Objekte engagiert. Das Interesse der Besucher galt zunächst dem Gut gegenüber der neuen Kirche, das ursprünglich den Rittern von Tastungen gehörte. Diese ließen sich anno 1309 hier nieder, Mitte des 18. Jahrhunderts starb das hiesige Geschlecht aus. Das erhaltene Herrenhaus stammt aus dem Jahre 1717, wie eine Inschrift wissen lässt und weist in einem Allianzwappen über dem bemerkenswerten Portal Friedrich Siegfried von Tastungen und dessen Ehefrau Christina Charlotta, geborene von Hanstein, als Bauherren aus. Auch über die am Hang oberhalb der neuen Kirche idyllisch gelegene alte Kirche aus dem Mittelalter hatten die Herren von Tastungen seinerzeit das Patronat. Verschiedene Mitglieder dieser Familie fanden darin ihre letzte Ruhestätte. Leider konnte die alte Kirche nur von außen betrachtet werden. Die neue Kirche, die ebenso wie die alte dem hl. Cyriakus geweiht ist, wurde in den Jahren 1921-23 von dem heimischen Baumeister Georg Eckardt erbaut. Nannte der erste Kostenanschlag zu Vorkriegspreisen noch 73.500 Reichsmark, so war es am Ende eine 16-stellige Summe geworden (Inflation). Trotz der widrigen Verhältnisse wie Nachkriegs- und Inflationszeit, weist diese neue Bernteröder Kirche eine bemerkenswerte Ausstattung auf.
Foto: Sachkundig führte Hans Rheinländer (vorn links) die Besucher zum Gut und zu den beiden Kirchen des Ortes, E. Rademacher
Auf St. Elisabeths Spuren
Heimatkundler auf der Creuzburg am 12. Mai 2007

"Auf den Spuren der heiligen Elisabeth" lautete das Thema der jüngsten Exkursion des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde (VEH), der dazu am vergangenen Sonnabend auf die Creuzburg an der Werra (Wartburgkreis) eingeladen hatte. VEH-Chef Peter Anhalt konnte dazu unter der 500-jährigen Linde im Burghof rund 50 Mitglieder und Interessenten begrüßen. Wie die Heiligenstädter Stadtarchivarin Anne Severin in ihrem fundierten Vortrag darlegte, wurde die Creuzburg als eine der Residenzen der Thüringer Landgrafen 1170 erbaut. Die heilige Elisabeth weilte oft auf dieser Burg, zwei ihrer Kinder erblickten hier das Licht der Welt. In der Elisabethkemenate im Turmhaus ist ihr ein bleibendes Denkmal gesetzt worden. Gäste auf der mittelalterlichen Burg waren unter anderen auch Goethe und Napoleon. Im Jahre 1925 wurde für einen falschen Prinzen Wilhelm von Preußen ein roter Teppich ausgerollt. Eine Interessengemeinschaft nahm sich 1981 der Burg an und rettete die von Verfall bedrohte Anlage. 1991 konnte sie der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht werden. An die grundlegenden Ausführungen der Referentin unter der Linde schloss sich eine Führung durch das Burggelände an. Stationen waren der Burgbrunnen, das Turmhaus, der Pallas, die Burgmauer und das einstige Kornhaus. Wer genügend Zeit mitgebracht hatte, konnte sich anschließend noch im Burgmuseum, der Folterkammer, der Heimatstube und den Kunstausstellungen umsehen. Abschließen lud der Vereinvorsitzende zur nächsten Exkursion am 9. Juni nach Bernterode/HIG ein. Dort stehen Vortrag und Führung durch zwei Kirchen und ein Gut auf dem Programm.
Foto: Stiller Lauscher. Führung auf dem Gelände der Creuzburg mit Stadtarchivarin Anne Severin, Foto E. Rademacher
Ganz im Zeichen von Hermann Iseke
Jahreshauptversamlung 2007 des VEH in Holungen

Die Jahreshauptversammlung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde (VEH) am 24. März stand ganz im Zeichen des 100. Todestages des Eichsfelder Heimatdichters Hermann Iseke. Das kam sowohl durch den gewählten Tagungsort Holungen als auch das Programm neben den Regularien zum Ausdruck. In Holungen wurde der Schöpfer des Eichsfelder Sanges 1856 geboren, hier fand er auch, obwohl fern der Heimat in Südwestafrika gestorben, seine letzte Ruhestätte. Und so nutzten viele Vereinsmitglieder vor der Versammlung das Angebot zu einer Führung durch die Dorfkirche und zu einem stillen Gedenken am Grab Isekes. In seinem Rechenschaftsbericht konnte der 1. Vorsitzende des VEH, Peter Anhalt, von vielfältigen Aktivitäten des Vereins berichten. Besonderer Schwerpunkt dabei waren die Veranstaltungen zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im letzten Jahr. Bei der anstehenden Vorstandswahl gab es einige Veränderungen. Pfarrer Franz Konradi (2. Vorsitzender), Heinz Scholle (Schriftführer) und Alois Scholz (Kassenwart) schieden auf eigenen Wunsch aus. Ihnen wurde herzlich gedankt. Ihre Funktionen übernehmen nun Josef Keppler, Anne Severin und Erhard Monecke. Das literarisch-musikalische Programm wurde vom Männergesangverein "Einigkeit" Holungen mit Volksliedern begleitet. Josef Keppler referierte über Biografisches und das dichterische Werk von Hermann Iseke. Dabei konnte er die Entstehungszeit des Eichsfelder Sanges auf Sommer 1900 präzisieren. In einem weiteren Beitrag stellte Keppler Liebes- und Jugendgedichte Isekes aus seiner Gymnasiastenzeit in Mühlhausen vor. Elmar Golland ging näher auf Isekes gereimte Legende über das Leben und Leiden der hl. Elisabeth von Thüringen ein. Gerhard Müller beleuchtete die großen Reisen des dichtenden Pfarrers während Thomas T. Müller dessen Werk "Aus Eichsfeld Vorzeit" unter die Lupe nahm. Natürlich klang die Jahreshauptversammlung mit dem gemeinsamen Singen des Eichsfelder Sanges aus.
Foto: Neuer Vorstand des VEH von links: Edgar Rademacher, stellv. Vors., Josef Keppler, stellv. Vors., Peter Anhalt, 1. Vorsitzer, Erhard Monecke, Kassenwart Anne Serverin, Schriftführerin. Es fehlt auf diesem Foto: Helmut Bömeke, stellv. Vors.; Foto: Helmut Mecke
Ausstellung "100 Jahre Verein für Eichsfeldische Heimatkunde" im Heimatmuseum Heilbad Heiligenstadt


Diese sehenswerte Ausstellung soll versuchen, den Verein vorzustellen und einen Einblick in seine Geschichte, Aufgaben und Ziele zu geben, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Foto: Besucher bei der Austellungseröffnung, welche von Anne Severin konzipiert wurde.
Exkursion zur Burg Rusteberg - Haupt und Wächter des Eichsfeldes
Foto: Exkursion zur Burg Rusteberg - Haupt und Wächter des Eichsfeldes - Exkursionsleiter Elmar Golland bei seinem Einführungsvortag am Fuße des Rusteberges.
Exkursion nach Jützenbach

100 Jahre Regionalforschung
Der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde feiert Jubiläum
Mit rund 500 Mitgliedern zählt der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde heute wieder zu den größten Geschichtsvereinen in Thüringen. Die durch Weltkrieg und DDR unterbrochene Erfolgsgeschichte der Vereinigung von Experten und Laien, die sich für die Erforschung der Region engagieren, begann vor einhundert Jahren in Leinefelde.Die Gründung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde geht zurück auf die Initiative von zwei jungen Eichsfelder Gelehrten. Der eine von ihnen war der Steinbacher Dr. Klemens Löffler, der andere der Leinefelder Kaufmannssohn Dr. Konrad Hentrich. Beide arbeiteten außerhalb des Eichsfeldes. Während ihrer seltenen Zusammenkünfte in der Region entstand die Idee, eine heimatkundliche Zeitschrift für das Eichsfeld herauszugeben, die als Klammer für die vielen außerhalb der Heimat lebenden Eichsfelder fungieren könnte. Im Januar 1906 wurde sie realisiert und es erschien die erste Ausgabe der Monatsschrift "Unser Eichsfeld". Fast 40 Jahre lang gab es in der Folge keinen nennenswerten Eichsfeld-Forscher, der nicht wenigstens einen wissenschaftlichen Aufsatz in der von Löffler und Hentrich gegründeten Zeitschrift publizierte. Doch die Herausgabe der Heimatschrift allein befriedigte weder Löffler noch Hentrich. Und so riefen beide in einer am 19. Dezember 1906 in einer in der Heiligenstädter Tageszeitung "Eichsfeldia" veröffentlichten Anzeige zur Gründung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde auf. Am dritten Weihnachtstag 1906 wurde die Vereinigung von Historikern, Heimatfreunden und Naturforschern im Leinefelder Gasthaus "Zur Insel" ins Leben ge rufen und "Unser Eichsfeld" zum offiziellen Organ des Vereins ernannt.
Nach seiner Neugründung 1991 ist der VEH, so lautet die Abkürzung des Vereins, heute wieder einer der größten Geschichtsvereine im Freistaat Thüringen und mit dem "Eichsfeld-Jahrbuch" gibt es auch einen würdigen Nach folger für die alte Vereinszeitschrift "Unser Eichsfeld". In diesem Jahr stehen alle Veranstaltungen des VEH im Zeichen des Gründungsjubiläums. Im Dezember wird der Verein, der allen Interessierten offen steht, den Jahrestag mit einer großen Festveranstaltung in Leinefelde begehen.
Thomas T. Müller
Verein für Eichsfeldische Heimatkunde tagte an der vom Hochwasser betroffenen Werra

Es war ein tragischer Unfall, der sich da 1575 in der Nähe von Lindewerra ereignete. Bei der Fahrt auf der Werra kenterte das Boot einer Allendorfer Familie, und zwei Frauen ertranken in den Fluten des Hochwasser führenden Flusses.
Als 1582 eine Karte des eichsfeldischen Werralandes angefertigt wurde, trug der Zeichner an der Stelle des Geschehens eine Markierung ein und notierte daneben zur Erläuterung kurzerhand: Zwei ersoffen Weibsbilder.
Mehr als 400 Jahre später berichtete Josef Keppler während der Jahreshauptversammlung
des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde (VEH) im Gemeindesaal von Lindewerra über diese und andere Geschichten rund um den Grenzfluss. Keppler war als VEH-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des örtlichen Heimatvereins gebeten worden, den Vortrag zu übernehmen. Somit sorgten die Heimatfreunde aus Lindewerra nicht nur für das leibliche Wohl der Gäste aus allen Teilen des Eichsfeldes und aus der Fremde, sondern auch für die inhaltliche Bewirtung im speziell dekorierten Saal des Werradorfes.
Die Gemeinde wird künftig der 20. Ort des Landkreises sein, der dem rund 500 Mitglieder starken VEH angehört, erklärte Lindewerras Bürgermeister Manfred Sippel während der Begrüßung der Gäste, zu denen auch Vorstandsmitglied Landrat Werner Henning zählte.
Über die Tätigkeit des Vereins im vergangenen Jahr berichtete dessen Vorsitzender Peter Anhalt, und über die Finanzen gab Kassierer Alois Scholz Auskunft. Die rund 100 anwesenden Vereinsmitglieder hatten keine Anmerkungen zu den Berichten und erteilten dem Vorstand einstimmig die Entlastung für das Jahr 2005.
Während des anschließenden Vortrages ging Josef Keppler jedoch nicht nur auf seinen Heimatort ein, er berichtete auch über das Nachbardorf. Ein schönes Sittengemälde des frühen 19. Jahrhunderts hat dort Reinhard Ringk, seines Zeichens Freiherrlich von Hansteinischer Kantor und Küster zu Wahlhausen, hinterlassen. In seiner Chronik des Ortes aus den Jahren 1801-1843 schreibt er unter anderem vom guten Wahlhäuser Gesundheitsbier, welches damals nicht nur als Arznei verschrieben wurde, weil es Kranke heilen konnte. Es soll auch für Frauen gut gewesen seien, die, wie Ringk berichtete, davon große feste Brüste bekommen hätten.
In der nahen Universitätsstadt Göttingen wurde das Wahlhäuser Bier damals sogar in goldenen Lettern an einem der Gasthäuser angepriesen. Der Export des Gebräus erfreute neben den Eichsfeldern jedoch vor allem auch die benachbarten Allendorfer.
Thomas T. Müller
Foto: Der Lindenwerrsche Heimatvereinsvorsitzende Josef Keppler führte vor Beginn der Jahreshauptversammlung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde interessierte Heimatfreunde durch sein Dorf Lindewerra
Mit spitzer Feder und klugem Geist
Eichsfelder feierten 150. Geburtstag ihres Nationaldichters Dr. Hermann Iseke
"Hermann Iseke verehrte seine Heimat aus tiefstem Herzen, aber er sah auch nicht geringschätzig auf Menschen anderer Kulturen herab." Dies ist die Überzeugung von Paul Schäfer. Der mittlerweile 86-jährige ehemalige Lehrer gehört zu den besten Kennern der Werke des Eichsfelder Nationaldichters. Zum 150. Geburtstag des aus Holungen stammenden Pfarrers Iseke hielt Schäfer die Laudatio. Für ihn war dies eine besondere Ehre, die ihm am Donnerstag zum zweiten Mal in seinem Leben zu Teil wurde. Denn exakt vor 50 Jahren, sprach Schäfer schon einmal während einer Iseke-Ehrung. Damals 1956 gehörte er zu den Organisatoren eines großen Heimattreffens in Holungen. Zu dem waren über 10.000 Eichsfelder aus Ost und West zusammengekommen, um den 100. Geburtstag Pfarrer Hermann Isekes zu begehen und am Fuß des Sonnensteins gemeinsam ein Denkmal für den Dichter des Eichsfeldliedes einzuweihen.
Ein halbes Jahrhundert später erinnerten am 09. März 2006 in Holungen der Eichsfelder Heimatverein "Dr. Hermann Iseke" Holungen und der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde im Dorfgemeinschaftshaus mit einer Feierstunde an den Dichter. Zuvor hatte Pfarrer Ulrich Kische in Isekes Taufkirche eine Messe gelesen. Und erst nach der anschließenden Ehrung am Grab des 1907 in Namibia gestorbenen und ins Eichsfeld überführten Geistlichen waren die Holunger und ihre Gäste bei ausnehmend widrigem Wetter in einem Fackelzug zum Dorfgemeinschaftshaus gezogen.
Zu den Rednern des Abends gehörten neben Schäfer auch der Vorsitzende des Holunger Heimatvereins, Paul Hamelmann, sowie Peter Anhalt, Vorsitzender des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde. Anhalt erinnerte in seiner kurzen Ansprache daran, dass Iseke sein berühmtes Lied in jener Zeit geschrieben habe, in der die Eichsfelder Heimatbewegung entstanden sei und dass der 1906 gegründete Verein für Eichsfeldische Heimatkunde einiges zum Bekanntwerden des Liedes beigetragen habe, da es auf seinen Versammlungen von Beginn an immer und überall gesungen wurde.
An der Feierstunde nahmen auch zahlreiche Nachfahren des Dichters teil. Unter ihnen Walburga Iseke, die im Geburtshaus des Dichters noch heute zahlreiche Stücke aus seinem Nachlass verwaltet.
Thomas T. Müller
15. Okt. 2005. Heimatfreunde sahen sich in Obernfeld um.
VEH und Heimatverein GM hatten gemeinsam eingeladen

Den krönenden Abschluss der Exkursion bildete der Besuch des Heimatmuseums mit seinen vielseitigen und sorgfältig geordneten Exponaten aus dem dörflichen Leben. Bömeke unterstrich bei dieser Gelegenheit noch einmal an das aktive Engagement von Alois Ehbrecht und des früheren Lehrers Franz Kurth für diese weithin einmalige Einrichtung. Mit (s)einem soeben erschienen Buch bedankte sich VEH-Chef Peter Anhalt beim Gastgeber für den beeindruckenden Nachmittag.
Auf den Spuren von Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer


Rechenschaftsbericht 2004
des ersten Vorsitzenden auf der Jahreshauptversammlung des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde, am 19.03.2005, im Gülden Creutz in Worbis
Liebe Vereinsmitglieder, werte Gäste,
das vergangene Jahr, über das nun berichtet werden soll, war ein normales Jahr, ich meine es war ein Jahr ohne herausragende Ereignisse. Aber auch ein normales Jahr ist auf keinen Fall etwas Selbstverständliches. Es ist nicht selbstverständlich, daß es im Eichsfeld einen so großen Heimatkundlichen Verein gibt. Für die Arbeit des Vorstandes bildet die Mitgliederzahl von 500 starke Rückendeckung, aber auch einen hohen Anspruch.
Und nur durch die Beiträge von 500 Mitgliedern ist es uns möglich, ein so gediegenes Jahrbuch herauszugeben.
Jahrbuch Eichsfeld
Die letze Ausgabe unseres Jahrbuches Eichsfeld haben sie alle, so hoffe ich, in den Dezembertagen 2004 bekommen und zwischenzeitlich in der Hand gehabt. Dem Redaktionskollegium unter Leitung von Thomas T. Müller ist es gelungen, 19 Autoren mit insgesamt 18 Beiträgen mit einer breit gefächerten Themenpalette zu gewinnen. Das Jahrbuch ist auch diesmal umfangreicher geworden, als ursprünglich geplant (308 Seiten). Auch aus diesem Grund mußten wir zwei Autoren bitten, ihre Beiträge in das nächste Jahrbuch zu verschieben.
Es ist eine erfreuliche Tendenz, daß sich in unserer Zeit, doch genügend interessierte Wissenschaftler und Hobbyhistoriker finden, die zur Heimatkunde des Eichsfeldes forschen und ihre Ergebnisse unserem Jahrbuch zur Verfügung stellen.
Allen, die an der Entstehung des Buches beteiligt waren, nicht zu vergessen, die Sponsoren: dem Landkreis Eichsfeld, der Kreissparkasse Eichsfeld und als Gastgeber bei der Jahrbuchvorstellung der Stadt Heilband Heiligenstadt, sei an dieser Stelle besonders gedankt.
Vors alt=tandsarbeit
Die pünktliche Herausgabe des Jahrbuches, noch vor dem Weihnachtsfest, ist in jedem Jahr für den Vorstand, das Redaktionskollegium, dem Lektor und dem Verlag Mecke eine neue Herausforderung. Ein Großteil der Vorstandsarbeit ist dieser Aufgabe gewidmet. Dazu kommt die Planung der Veranstaltungen, Haushaltsthemen und weitere aktuelle Projekte. In den letzten Vorstandssitzungen wurden die Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr 2006 schon thematisiert. Auf unser Jubiläum möchte ich an dieser Stelle besonders hinweisen.
Jubiläum 2006
Am 3. Weihnachtstag 1906 wurde unser Verein in Leinefelde gegründet. Auch wenn in der Vereinsgeschichte eine 50jährige Zwangspause eingetreten war, so wollen wir doch die 100 Jahre gebührend feiern. Unseren Vorvätern können wir für ihre vorbildliche Heimatarbeit nur dankbar sein. Die Leistungen der 1. Vereinsperiode gilt es deshalb, besonders zu würdigen.
Ein Teil des Jahrbuchs 2006 wird sich diesem Thema stellen, eine Ausstellung im Heimatmuseum ist geplant. Wer von den Anwesenden noch Informationen, oder noch besser Erinnerungsstücke aus unserer Vereinsgeschichte besitzt, möge uns bei dem Vorhaben unterstützen.
Veranstaltungen
Bei der Erarbeitung der nachfolgenden Zusammenstellung fiel auf, daß wir im letzen Jahr ein abwechslungsreiches Programm angeboten hatten. Nicht alle Veranstaltungen waren übermäßig besucht, doch stets war ein sehr interessiertes, je nach Thema auch sehr unterschiedlich zusammengesetztes Publikum erschienen.
Bismarckturm in Eschwege
Aus wohl bekannten Gründen, hat der bedeutende Staatsmann Bismarck im Eichsfeld des 19. und frühen 20. Jahrhunderts keinen großen Fanclub gehabt. Noch heute liegt uns die Zeit des Kulturkampfes auf dem Magen. Anders war es in Eschwege, wo ein imposanter Turm Bismarcks Namen trägt.


Am 15. Mai trafen wir uns zusammen mit dem Heimatverein Hülfensberg Werratal in Eschwege, an jenem Bismarckturm. Gemeinsame Veranstaltungen mit benachbarten Vereinen haben bereits eine gewisse Tradition, sie erweitern unseren Gesichtskreis. Von dem Bismarckturm auf dem Hausberg Eschweges genossen wir aber einen Blick in die Heimat, ins Eichsfeld und Albert Kohl konnte die Berge des Eichsfeldes fachkundig zeigen. Des weiteren besuchten wir einen Bonifatiusstein, der 1955 am sogenannten Bonifatiusblick errichtet wurde. Nach der Exkursion war in einer nahe gelegenen Gaststätte Gelegenheit zum Gedankenaustausch.
Bonifatiusjahr
Unsere zweite Veranstaltung stand ganz im Zeichen des Bonifatiusjahrs. Wir hörten einen von Professor Pilvousek aus Erfurt ausgearbeiteten Vortrag in der Bildungs- und Ferienstätte Uder mit dem Thema: "Die Christianisierung Thüringens".
Fegebankswarte
Den Spuren unserer eigenen Vergangenheit begegneten wir am 19. Juni bei herrlichem Wetter auf der Fegebankswarte bei Heiligenstadt. Hier tagte unser Verein bereits 1928. Damals wurde ein Gedenkstein enthüllt, der auf die Bedeutung des Ortes hinwies. Wir konnten uns überzeugen, daß er heute noch vorhanden ist. Sie wissen, daß sich auf der Fegebankswarte die eichsfeldischen Landstände zu ihren Beratungen trafen. Thomas T. Müller berichtete über die Geschichte dieser typisch eichsfeldischen Einrichtung.
Katharinenberg
Einen besonderen Reiz üben immer Ruinen aus. Vor allem, wenn sie sagenumwoben und voller Rätsel sind. Eine solche Kirchenruine besuchten wir am 18. September in Katharinenberg.
Die engagierte Kunsthistorikerin Sandy Raabe und Thomas T. Müller waren fachkundige Referenten. Bisher wurde viel über die Herkunft und Zerstörung der Kirchenruine gerätselt und gestritten. Sandy Raabe ging davon aus, daß die ungewöhnlich große Kirche in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vom Stift Großburschla als Wallfahrtskirche erbaut wurde. Sie wies auf Baumerkmale hin, die ein Zeichen dafür sein könnten, daß die Kirche vollendet war. Offen beleibt, ob sie im Bauernkrieg beschädigt wurde oder in den folgenden Jahren auf Grund ausbleibender Wallfahrtsopfer einfach zerfiel. 1601 war die Kirche jedenfalls wüst.
Geologische Exkursion
Unsere Geologischen Exkursion führte uns im letzen Jahr ins Südeichsfeld. Anläßlich des Tages des Geotops stellte Dr. Heinz-Gerd Röhling von der Deutschen Geologischen Gesellschaft einen Sandsteinaufschluß unweit der Hagemühle bei Lengenfeld/Stein und ein Kalksteinaufschluß bei Hildebrandshausen im Bereich der Eichenberg-Gotha-Saalfeld-Störungszone vor. Dritte und letzte Station der Exkursion war der Hülfensberg. Mit Blick ins Eichsfeld konnten die Teilnehmer an Hand der sachkundigen Ausführungen einen eindrucksvollen Überblick über den geologischen Aufbau der südeichsfeldischen Landschaft gewinnen.
Hüpstedt
Und an einem weiteren Ort trafen wir auf die Spuren unserer Vorgänger. Nach mehr als 78 Jahren führte unser Verein am 16. Oktober wieder eine Exkursion in Hüpstedt durch. Damals, 1926, waren die Teilnehmer größtenteils mit der Bahn nach Birkungen gefahren und von dort über Reifenstein nach Hüpstedt gewandert. Wir, die wir mit dem Auto angereist waren, trafen uns im Hüpstedter Gutshaus. Zu Beginn stellte unser Vereinsmitglied Edgar Rademacher die Geschichte des Adelssitzes und seiner Bewohner vor. Nach dem Vortrag führten Mitglieder des Hüpstedter Heimatvereins unter Leitung des Vorsitzenden Karl Gwisdek durch die verschiedenen Bereiche der umfangreichen Heimatstube. Auf Wunsch einiger Gäste wurde das Programm um eine Besichtigung des unweit gelegenen Klüschens ergänzt.

Ortschronistenkonferenz
Traditionell ist auch bereits die Ortschronistenkonferenz im Oktober. Rund 70 Chronisten folgten unserer Einladung. Mehrere entschlossen sich an diesem Tag unserem Verein beizutreten, worüber ich mich sehr gefreut habe. Neben den bei diesen Tagungen gegebenen Informationen, ist es besonders wichtig, daß sich die in den einzelnen Orten tätigen Chronisten gegenseitig kennen lernen und weiterhelfen. Das ist auch ein wichtiges Ziel unser Aktivitäten. Herr Josef Keppler von Arbeitskreis Heimatgeschichte regte damals an, daß Chronisten ihre Arbeitsergebnisse häufiger in der Eichsfelder Heimatzeitschrift und den Amtsblättern vorstellen sollten. Hierzu möchte auch ich in an dieser Stelle ebenfalls ermuntern.
Die schon mehrmals geäußerte Kritik an der im Freistaat Thüringen fehlenden Unterstützung für Ortschronisten oder Heimatpflegern, nahm Thomas T. Müller zum Anlaß, bei überregionalen Konferenzen auf diese Problematik hinzuweisen. Er erarbeitete eine Studie über diese zur aktuellen Situation in Thüringen. U.a. ist hier zu erfahren, daß auch die Thüringer CDU die Problematik erkannt und in ihrem, auf dem 18. Landesparteitag (Mai 2004 in Apolda) beschlossenen Wahlprogramm festgeschrieben hat: "Durch die Unterstützung und Berufung von Heimatpflegern auf Kreis- und Landesebene wollen wir die Aktivitäten der Heimatpflege vernetzen, fördern und damit ein ehrenamtliches Engagement für diesen - für Identität und Heimatbewusstsein wichtigen - Bereich mobilisieren."
Wenn dieser Satz nicht nur Wahlpropaganda ist, dann müßten sich in den nächsten Jahren bessere Bedingungen für unsere Ortschronisten ergeben.
Totengedenken
Und bei unserer letzten Veranstaltung im Jahr 2004, stand wie immer das Gedenken an die verstorbenen Mitglieder der Heimatvereine im Mittelpunkt. Wir trafen uns in Breitenworbis und lernten die prächtige "St. Vitus" Kirche, erbaut von Antonio Petrini, und die dortige Heimatstube kennen. Die Kirchengemeinde und die politische Gemeinde von Breitenworbis erwiesen sich als gute Gastgeber. Arbeitskreisleiter Helmut Heiland bedankte sich bei den Gastgebern für die hervorragende Gestaltung der Veranstaltung.
Dank
Ich komme auf den Ausgangspunkt des Rechenschaftsberichts zurück. Hinter uns liegt ein normales Jahr. Unser Verein hat nur ein Jahrbuch herausgegeben, keine Gedenktafel enthüllt und kein besonderes Jubiläum gefeiert. Und trotzdem gab es viele Aktivitäten, die sich wie Mosaiksteine in der reichen kulturellen Landschaft des Eichsfeldes einfügen. Ich möchte mich bei all denen recht herzlich bedanken - ohne weitere Namen zu nennen -, die dazu beigetragen haben. Ich bin dankbar für die Aktivitäten unserer Mitglieder, ich bin aber auch denen dankbar, die einfach durch ihre Mitgliedschaft unsere Arbeit unterstützen und ihr so das nötige Gewicht verleihen. Peter Anhalt
Foto: Gastgeber Karl Gwisdek(l.) zeigt Eduard Günther die Bücherschätze der Hüpstedter Heimatstube
Vorstellung des Jahrbuches als gesellschaftliches Ereignis
Zu einem besonderen gesellschaftlichen Ereignis gestaltete sich die Präsentation des 11. Jahrganges des Eichsfeld-Jahrbuches am 24. Januar 2004 im Sitzungssaal des historischen Rathauses zu Duderstadt. Während das Jahrbuch bisher immer im Dezember vorgestellt wurde in Verbindung mit einer Autorenkonferenz, wurde die jüngste Präsentation im Hinblick auf das 1075-jährige Jubiläum der Untereichsfeldmetropole um einige Wochen verschoben.
In seiner Begrüßung erläuterte Bürgermeister Wolfgang Nolte kurz, warum die Stadt Duderstadt das Jubiläum ihrer urkundlichen Ersterwähnung erst jetzt und nicht vor zwei Jahren schon gefeiert hat. Die Urkunde von 929 sei gegenüber der Nachricht von 927 eine seriöse Quelle und Duderstadt stehe für Seriosität und Identität. Nolte rief die Autoren auf, die Geschichte als Teil der Zukunftsgestaltung der Region weiter aufzuarbeiten.
Neben den Vertretern der beiden großen Eichsfelder Heimatvereine (Verein für Eichsfeldische Heimatkunde und Heimatverein Goldene Mark) und zahlreicher Autoren konnten Landrat Dr. Werner Henning, Heidemarie Borm als Vertreterin der Stadt Heiligenstadt, die Bürgermeister von Worbis und Leinefelde, Eckart Lintzel und Gert Reinhardt, sowie Kulturdezernent Franz Wucherpfennig als Vertreter des Landkreises Göttingen und Alfons Wüstefeld als Vertreter der Sparkassen begrüßt werden. Etwas später stießen Professor Heinz Sielmann mit Gattin Inge und dem Stiftungsrat der Heinz Sielmann Stiftung zu dieser "Eichsfeld-Stunde" unter dem Beifall der Gäste hinzu.
Nachdem Schriftleiter Thomas T. Müller das neue, mit 368 Seiten bisher umfangreichste Jahrbuch vorgestellt hatte, gingen zwei Autoren dieses Jahrganges näher auf ihre Beiträge darin ein. Der Duderstädter Stadtarchivar Dr. Ebeling referierte über das Duderstädter Häuserbuch. Der Autor machte auch deutlich, dass noch ein großer Zeitaufwand nötig ist, um das ganze Werk zum Druck zu bringen. Bürgermeister Nolte gab daraufhin das Ziel an, das Häuserbuch zum 1077. Stadtgeburtstag, am 16. September 2006, auf den Markt zu bringen.
Dr. Helmut Godehardt sprach über eine bisher wenig beachtete handschriftliche Chronik von Kleinbartloff im Pfarrarchiv Niederorschel. In seinem Grußwort bedankte sich Prof. Sielmann für die freundschaftliche Unterstützung seiner Arbeit. Es sei sehr wichtig, jungen Menschen und Familien die Natur nahe zu bringen, denn nichts hafte mehr als persönliches Erleben. Dazu sei das Eichsfeld besonders geeignet. Er, Sielmann, wolle seine wunderbare Mission weiterführen "soweit die Beine tragen."


Während abschließend Teilnehmer die Gelegenheit nutzten, sich über ihre Projekte austauschten, nahmen andere Gäste an einer sachkundigen Führung durch das historische Rathaus teil.
Das Jahrbuch wird allen Vereinsmitgliedern der herausgebenden Vereinen kostenfrei per Post zugestellt. Der Kaufpreis ist mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Alle weiteren Interessenten können das Eichsfeld-Jahrbuch 2003 beim Verlag Mecke Druck beziehen.
-er.
Fotos: 1. Die beiden Vereinsvorsitzenden Helmut Bömeke (l.) und Peter Anhalt (r.) überreichen Bürgermeister Wolfgang Nolte das erste Exemplar des neuen Jahrbuches 2. Helmut Bömeke überreicht Prof. Heinz Sielmann das Eichsfeld Jahrbuch
Bücherschenkung an den Verein für Eichsfeldische Heimatkunde

In diesem Jahr bekam der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde die größte Schenkung in seiner Vereinsgeschichte. Das Vereinsmitglied Nikolaus Dettmar aus Berlin übergab seine wertvolle, in vielen Jahren zusammengetragene Büchersammlung mit ca. 150 Broschüren, Büchern und Zeitschriftenreihen. Dank dieser Schenkung vervollständigen Zeitschriftenjahrgänge und viele Einzelpublikationen nun gerade die Jahre, in denen diese Bibliothek nicht weitergeführt wurde.
Etwa 50 Titel wertvoller Eichsfeldliteratur, vor allem mit speziellem Bezug zum Untereichsfeld, stellte Universitätsbibliothekar i. R. Dr. Günter Wiegand zur Verfügung.
Der VEH erhielt im Jahre 2003 weitere Bücherschenkungen, so von Paul Lauerwald, Nordhausen, sieben seiner Bücher über die Eisenbahngeschichte, von Dr. Josef Hartmann, Ochtmersleben, sieben Bücher, vorrangig die Jahrbücher der Historischen Kommission für Sachsen und Anhalt, von Prof. Dr. Wolfgang Schmitz, Direktor der Universitätsbibliothek in Köln, fünf Bücher, die Klemens Löffler veröffentlichte, von Alois Scholz, Nordhausen, verschiedene Tonträger und von Thomas T. Müller, Heiligenstadt, drei Bücher.
Weitere einzelne Zugänge bereichern nun die Bibliothek; sie kamen von Karl-Josef Trümper, Kreuzebra, Elmar Golland, Heiligenstadt, von der Kreissparkasse Eichsfeld sowie verschiedenen Eichsfelder Gemeinden, die ihre Festschriften übergaben.
Allen Spendern sei für ihre Verbundenheit mit dem VEH herzlichst gedankt. Sie unterstützen durch Ihre Schenkungen das weitere Wachsen der für jeden zugänglichen Eichsfeldbibliothek und leisten damit einen wichtigen Beitrag für unsere Heimat.
Da der VEH die Bibliothek auf Grund seiner finanziellen Verhältnisse nicht durch zahlreiche Ankäufe erweitern kann, ist er auf die Unterstützung von Vereinsmitgliedern, Heimatfreunden, Autoren und Eichsfelder Gemeinden angewiesen. Der Vorstand des VEH würde sich auch zukünftig über weitere Schenkungen freuen.
Peter Anhalt, Vorsitzender
Foto: Nikolaus Dettmar, Berlin, übergibt seine Büchersammlung dem VEH
Kontaktadressen: Peter Anhalt, Dorfstr. 21, 37308 Steinbach und Stadtarchiv Heiligenstadt, Petristraße 32, 37308 Heiligenstadt